12. Russische Filmwoche in Berlin mit russischem Genre-Kino

Russische Filmwoche 2016: Herausragende Filmvielfalt entdecken


Julia Kuniß (links) und Anna Leonenko, die Leiterinnen der Russischen Filmwoche.

Julia Kuniß (links) und Anna Leonenko, die Leiterinnen der Russischen Filmwoche.

Neue russische Filme zu erleben, diese Möglichkeit bietet sich im deutschen Kino nur gelegentlich. Um so wichtiger ist die Russische Filmwoche, die in diesem Jahr vom 23. November bis 28. November 2016 stattfindet und aktuelle russische Produktionen präsentiert. Berliner Filmfestivals-Autorin Michaela Grouls stellte den Organisatorinnen Anna Leonenko und Julia Kuniß Fragen zum Festival und seinem diesjährigen Programm.

Die Russische Filmwoche findet in diesem Jahr bereits zum 12. Mal statt. Was erwartet die Besucher?
Anna Leonenko:
Das Programm ist nach unserem Konzept gestaltet – wir zeigen zehn neue russische Filme der verschiedenen Genres und Themen mit deutschen Untertiteln. Diesmal in zwei Kinos – im Filmtheater am Friedrichshain und im Russischen Haus. Neben den Arthouse-Filmen, wie dem „Silbernen Löwen“-Preisträger des Internationalen Filmfestivals in Venedig „Paradies“ von Andrej Kontschalovskij und „Die Erlösung“ von Iwan Wyrypaew, zeigen wir auch intellektuellen Mainstream wie „Über die Liebe“ von Anna Melikjan, den Katastrophenfilm „Eisbrecher“ von Nikolai Chomeriki oder den Thriller „Reine Kunst“ von Renat Dawletjarow. Jeder unserer Zuschauer findet den Film seines Geschmacks.

Ein Blick ins Programm zeigt eine große Genre-Vielfalt bei der diesjährigen Russischen Filmwoche. Was war der Fokus beim Kuratieren des Programms?
Julia Kuniß:
In diesem Jahr haben wir uns darauf konzentriert, einen ausgewogenen und repräsentativen Querschnitt durch die aktuelle russische Filmproduktion zu präsentieren. Es ist dabei besonders reizvoll, ganz unterschiedliche Filme auszusuchen, um möglichst jedem Publikumsgeschmack gerecht zu werden. Es gibt jedes Jahr einen Genre-Mix, der von Jahr zu Jahr unterschiedlich ist – das ist das Spannende daran. Wir versuchen immer, die aktuellen Trends im russischen Kino aufzugreifen. Unser diesjähriges Programm ist vielfältig, modern, intellektuell – der Spannungsbogen reicht von meditativen Roadmovies, wie Iwan Wyrypajews „Die Erlösung„, bis hin zu äußerst gelungenem Genrekino, wie Renat Dawljetjarows Thriller „Reine Kunst„.

Gab es in diesem Jahr besondere Herausforderungen bei der Organisation?
Leonenko:
Da wir in diesem Jahr weniger Förderung zur Verfügung haben, war eine große Herausforderung, die Veranstaltung ohne Werbemaßnahmen trotzdem gut zu bewerben und grundsätzlich auf dem guten Niveau zu halten – sowohl für unsere Zuschauer als auch für die Berliner Filmcommunity. Zum Glück ist die Russische Filmwoche in den elf letzten Jahren zu einer bekannten und renommierten Veranstaltung geworden. Unsere Zuschauer wissen das zu schätzen.

Mit „Paradies“ von Andrej Kontschalowskij wird ein in Venedig ausgezeichneter Film gezeigt, der in Deutschland auch regulär in die Kinos kommen wird. Wie wichtig ist es, solche Glanzlichter auch bei der Russischen Filmwoche zu präsentieren?
Kuniß:
Das ist uns unglaublich wichtig, gerade bei diesem Film und in der heutigen Zeit. „Paradies“ ist nicht nur formal, ästhetisch und inhaltlich ein herausragendes Meisterwerk und der meistdiskutierte Film der Saison in Russland. Der Film entstand allen politischen Wirrungen zum Trotz als eine deutsch-russische Koproduktion, was heutzutage leider sehr selten geworden ist. Dieser Film ist ein Novum, er überrascht mit einem für das russische Kino völlig neuen Blickwinkel auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust und beweist, wie wichtig der gesamteuropäische Blick auf die Geschichte ist und bleibt – und wie wichtig es ist, auf der kulturellen Ebene weiter eng zusammenzuarbeiten und so Brücken zu bauen.

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