12. Russische Filmwoche in Berlin mit russischem Genre-Kino

Russische Filmwoche 2016: Herausragende Filmvielfalt entdecken



In Deutschland spricht man vom Jahr der Frauen im Hinblick auf beim Publikum beliebte und von der Kritik gelobte Filme wie etwa Maria Schraders „Vor der Morgenröte“ und Maren Ades „Toni Erdmann“. Bei der Russischen Filmwoche sind auch Filme von Frauen vertreten. Lässt sich in Russland ein Trend zu mehr Filmen von Frauen ablesen?
Kuniß:
Auf jeden Fall, auch in Russland sind die Regisseurinnen stark im Kommen, wenn auch – wie überall auf der Welt – eher im Arthouse-Kino. In unserem diesjährigen Programm sind starke Frauen sehr präsent: Tatjana Woronetskaja überrascht mit der experimentellen Regiearbeit „Verklärung„. Der Film war die Sensation des diesjährigen Internationalen Moskauer Filmfestivals. Und wir freuen uns, das neuste Werk der international wohl bekanntesten jungen russischen Regisseurin Anna Melikjan „Über die Liebe“ zu präsentieren. Ich kann mich über Melikjans ganz eigenen Stil, der gekonnt und mit großem Erfolg zwischen Arthouse und Mainstream balanciert, endlos begeistern. Sie schafft es, unglaublich authentisch, mit viel Stil und Humor, den Zeitgeist der russischen Hauptstadt aufzugreifen.

Ihr zeigt mit Nikolaj Chomeriki Film „Eisbrecher“ auch einen Blockbuster. Wie steht man in Russland derzeit zum Blockbusterkino?
Kuniß:
Wenn wir schon bei der Genderfrage sind – Blockbuster sind im russischen Kino nur Männern vorbehalten. Es werden auch nicht so viele produziert. In diesem Jahr sind zwei im Gespräch und einen davon präsentieren wir dem Berliner Publikum. Bemerkenswert ist dabei, dass das russische Blockbusterkino 2016 mit einem neuen Trend überrascht. Gleich mehrere eher in der internationalen Festivalszene bekannte junge russische Regisseure inszenieren mit Erfolg hochbudgetierte Streifen. Der Film von Chomeriki hält die Spannung bis zum letzten Bild und überzeugt nicht nur durch Effekte und eindrucksvolle Kameraarbeit, sondern auch durch die feine Nuancierung der Charaktere und hervorragende schauspielerische Leistungen. Das schätzen die Zuschauer in Russland.

Welche Gäste werden erwartet?
Leonenko:
Der Regisseur der Liebeskomödie „Einsatz auf die Liebe„, Artjom Michalkow, übrigens der Neffe von Andrej Kontschalowskij („Paradies„), wird seinen Film präsentieren. Auch der Nachwuchsregisseur Eduard Bordukow, der frische Preisträger des Chicago International Children´s Film Festivals, stellt sein ersten Langfilm vor, das Jugenddrama „Kickplatz„, das zu meinen Favoriten gehört.

Was sind eure persönlichen Filmhighlights der diesjährigen Russischen Filmwoche?
Leonenko:
Genrekino-Liebhabern würde ich auf jedem Fall „Reine Kunst“ von Renat Dawletjarow empfehlen, ein spannender, stilvoller und sehr professionell gemachter Thriller mit Starbesetzung. Ich persönlich mag auch den Film „Wachschutz“ sehr – eine skurrile Geschichte einer modernen „Jungfrau Maria“ und bereits erwähnter „Kickplatz“ sowie „Die Erlösung“ von Iwan Wyrypaew, wo es letztendlich um Existenzielles geht.

Die Fragen stellte Michaela Grouls.

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