British Shorts Berlin 2017: Retrospektive

British Shorts Retrospektive 2017: Spannende Anfänge



Was fasziniert Dich an den frühen Kurzfilmen von heute bekannten Regisseuren?
Wir haben Regisseure im Programm, die in der Popkultur absolut bekannt sind wie Ridley Scott oder Christopher Nolan. Zum anderen zeigen wir auch Filme von weniger bekannten Regisseuren, die ihren Fußabdruck in der Filmgeschichte hinterlassen haben, aber nicht so populär sind, etwa Lynne Ramsay oder Shane Meadows.
Christopher Nolan hat an keiner Filmhochschule studiert. Er hat einfach angefangen in seiner Freizeit mit seinen Freunden Filme zu machen. Seinen ersten Langfilm hat er über ein Jahr mit seinen Freunden am Wochenende gedreht, weil sie unter der Woche gearbeitet haben. Er hat „Following“ 1998 veröffentlicht und hat damit großen Erfolg im Independent-Sektor gehabt und so „Memento“ (2000) machen können, der international sein erster Erfolg war, der auch in Deutschland im Kino lief.

Was erzählen uns die Frühwerke über die Macher?
Es ist sehr spannend zu sehen wie Filmemacher angefangen haben und ob man bereits in den frühen Filmen stilistische Mittel oder Techniken findet, die sie auch in ihren Langfilmen verwendet haben. Andrea Arnold ist eine Filmemacherin, die sehr stringent vorgeht. „Wasp“ sieht „Fish Tank“ (2009) oder „American Honey“ ähnlich.
Auf der anderen Seite haben wir auch Filmemacher, die ganz andere Filme gemacht haben. Shane Meadows „Where’s the Money, Ronnie?“ (1995) ist mit einfachsten Mitteln entstanden. Man sieht, da sind ein paar Jungs mit der Kamera rausgegangen, hatten technisch gesehen keine Ahnung, was sie da machen, aber wollten einen Film drehen. So hat Shane Meadows angefangen und dann mit „Dead Man’s Shoes“ (2004) und „This Is England“ (1996) technisch großartige Filme gemacht, die immer noch eine gewisse Authentizität haben. Es ist hochinteressant auf die Anfänge der Filmemacher zu schauen und ob sie das weiterverfolgt haben oder später in ganz andere Richtungen gewandert sind.

Was sind Deine persönlichen Highlights des Retrospektive-Programms?
Ich bin sehr froh, dass wir Andrea Arnolds „Wasp“ im Programm haben, weil ich sie für eine großartige Filmemacherin halte. Ich habe von ihr 2006 „Red Road“ gesehen, der mich sehr beeindruckt hat. Sie arbeitet immer sehr lange an einzelnen Filmen, drei bis vier Jahre. Ich bin auch von „Fish Tank“ begeistert und von „American Honey“ letztes Jahr. Außerdem bin ich sehr froh, dass wir „The Burning“ von Stephen Frears im Programm zeigen und bei Stephen Daldrys „Eight“ ist natürlich toll, dass wir die Weltpremiere der digitalisierten Fassung zeigen können. Ansonsten bin ich ein großer Shane Meadows-Fan.

Was ist die zentrale Besonderheit der Retrospektive, auf die sich die Festivalbesucher freuen können?
Ich wollte eine Retrospektive zusammenstellen, in die ich reingehen wollen würde. Das war mein persönliches Ziel. Ich hoffe, dass Leute, die schon lange zu den British Shorts kommen, weiterhin begeistert sind und Leute sich begeistern, die vorher noch nicht bei den British Shorts waren. Es ist ein Festival, das von der Euphorie des Publikums und der Macher profitiert.

Die Fragen stellte Michaela Grouls.

10. British Shorts Kurzfilmfestival von 12. bis 18. Januar 2017. Mehr auf der British Shorts-Homepage.

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