Interview mit Regisseur Juho Kuosmanen zu „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“

Juho Kuosmanen: "Der Präsident hat mir Glückwünsche bestellt"


Olli (Jarkko Lahti) verliebt sich in Raija (Oona Airola) und bemerkt, wie wichtig ihm die Welt abseits des Boxens ist. © Kuokkasen KuvaamoÂ/ Camino Filmverleih

Olli (Jarkko Lahti) verliebt sich in Raija (Oona Airola) und bemerkt, wie wichtig ihm die Welt abseits des Boxens ist. © Kuokkasen KuvaamoÂ/ Camino Filmverleih


Musste Sie Lahti lange von der Rolle zu überzeugen? Schließlich forderten Sie ihn auf, schon viel früher mit Boxtraining zu beginnen, um authentisch zu wirken…
Um glaubwürdig einen Boxer zu spielen, reicht die normale Film-Vorbereitungszeit nicht aus. Dann sieht gespielt aus, wie du die Handschuhe überstreifst und all so was. Wenn das aber Teil deines Alltags ist, spielst du den Boxer nicht mehr, sondern bist einer. Du kannst das hinter dem Sport spielen. Er liebt das Boxen und macht es sogar immer noch. An Kleinigkeiten sieht man aber, dass er kein Profi ist. Er hält seine Handschuhe ein Stück zu hoch und deckt ein wenig zu kurz.

Der Abspann verrät ein flanierendes altes Pärchen als Olli Mäki und seine Frau Raija. Wie kam es zu dieser liebenswerten Begegnung von Film und Film-Vorbild?
Die war so nicht im Buch. Die beiden waren anfangs öfter beim Dreh dabei und so beschlossen wir, dass es doch nett wäre, sie im Film zu haben. Wir verzichteten aber darauf, die Gesichter zu zeigen. Das hätte sicher irritiert und auch die Fiktion aufgeweicht.

Wie war es für die beiden, die eigene Liebesgeschichte, also etwas sehr persönliches, auf der großen Leinwand zu sehen?
Sie gaben sogar sehr viele Kleinigkeiten preis, etwa wie Olli den Ring gekauft hat. Das war sehr persönlich. Wenn Raija meine Nachfragen nicht beantworten wollte, sagte sie immer: ‚Daran kann ich mich nicht erinnern.‘

Sie haben die realen Begebenheiten für den Film mit Erdachtem ergänzt, etwa dass Olli Raija besuchte, statt an dem öffentlichen Training der Sponsoren teilzunehmen…
Es gab ein öffentliches Training eine Woche vor dem großen Kampf in Helsinki. Da war er tatsächlich nicht dabei… und das als Star des Abends. Das muss doch die Fantasie anregen.

Olli Mäki leidet heute an Alzheimer. Erinnerte er durch den Film Dinge wieder oder ist das eher die Zeit, die ihm präsent ist?
Er erinnert sich gut an diese Zeit. Wenn man sich mit ihm unterhält, erzählt er aber von damals, also in der Vergangenheitsform. Er lebt also im Jetzt. Aber er wiederholt sich sehr schnell im Hier und fragt nach fünf Minuten die gleichen Dinge. Er sagt ganz oft: „Das erzähle ich nur dir.“ Es war toll, ihn dabei zu haben, man bekommt ein Gespür für seinen Humor und dafür wie nett er ist.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

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