12. filmPOLSKA bezieht Stellung

Kino – Ort der Freiheit



Kommunion“ – Anna Zameckas Debutfilm überzeugt die Jury

Erstmals wird im Rahmen des filmPOLSKAs auch ein Preis für vielversprechende junge Filmemacher verliehen. Die Jury hat der Anna Zameckas Debütfilm „Kommunion“ überzeugt. Zamecka dokumentiert das Erwachsenwerden ihrer Protagonistin Ola. Sie übernimmt die Rolle der Mutter für ihren jüngeren autistischen Bruder Nikodem. Sie versucht die zerbrochene Familie zusammenführen und ein kleines Stück Normalität zu erkämpfen. Intim, empathisch und ganz nah an der Lebenswelt der Protagonistin begleitet die Filmemacherin die Familie während Nikodem seine Kommunion vorbereitet. Die besondere Stärke des Films ist nicht das Prekäre der Situation emotional auszubeuten, sondern liebevoll auch Momente der Leichtigkeit einzufangen. In der Begründung der Jury heißt es:
„Er beschreibt eine polnische Gesellschaft, die in Gegensätzen gefangen ist. Nämlich im Sehen-Können, aber nicht Sehen-Wollen des Andersartigen und der damit verlorenen Chance einer gesellschaftlich-politischen Veränderung.“

In allen drei Filmen spielen die Familie und der Wunsch nach intakten Verhältnissen eine tragende Rolle. Die Gesellschaft und ihre Erwartungen bringen die Menschen in schwierige teilweise unlösbare Situationen. Aus dem Leben gegriffene Familienstrukturen und die Mechanismen der Selbst- und Fremdregulierung werden beeindruckend und eindrücklich gezeigt. Die Rolle der gesellschaftlichen Institutionen Kirche und Staat kritisch beleuchtet. Das ist in einer Zeit, in der ein weltfernes Bild von Familie von Staatswegen her befördert wird, umso wichtiger.

Karl-Leontin Beger

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 4. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker_innen und -journalist_innen der 12. Ausgabe von filmPOLSKA.

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