BFF on the Road: Nippon Connection 2017

Verloren in Tokyo und fröhliche Endzeitstimmung



Dem japanischen Mumblecore wurde im Nippon Visions-Programm in diesem Jahr viel Raum geboten und gleich drei Filme setzten sich mit dem Thema beziehungsüberdrüssiger junger Großstädter auseinander: „Good/Bye“ von Izumi Matsuno und „Love And Goodbye And Hawaii“ von Shingo Matsumara tragen nicht nur beinahe denselben Titel, sondern erzählen auch mehr oder weniger dieselbe Geschichte. Bei „Good/Bye“ sind es Tamaki und Kaori, bei „Love and Goodbye and Hawaii“ heißen sie Rinko und Isamu, beides Paare, die nicht so richtig voneinander loskommen. Eigentlich sind sie getrennt, teilen sich aber noch eine Wohnung. Warum sie das tun, wissen sie selbst nicht so genau, aber die Mieten in Japan sind teuer und Wohnraum ist knapp. Das soziale Umfeld, Freunde und Verwandte, potenzielle neue Partner bringen recht wenig Verständnis für diese recht ungewöhnliche Lebenssituation auf.

Love And Goodbye And Hawaii“ nähert sich dem Thema leichtfüßig an und porträtiert seine Protagonisten als zwei sympathische Verlierer: Isamu ist ein verkopfter Akademiker, der sich vor allem für seine literarischen Forschungen und eventuell auch für seine Kommilitonin interessiert, während Rinko soeben ihre Schauspielkarriere an den Nagel gehängt hat und einerseits aus finanziellen Gründen an die Wohnung gebunden ist, aber auch an der durch die Trennung unkomplizierten Beziehungsroutine ein wenig mehr hängt als er. Der Film überzeugte durch seine weiblichen Hauptfigur Rinko, die sich in bester Slacker-Manier bei ihren Freunden durchschnorrt und keinerlei Ambitionen hat. Der Film besticht vor allem durch seine gekonnt arrangierte Situationskomik und unterhaltsamen Dialoge. Izumi Matsunos „Good/Bye“ ist da schon eher melancholischer, schwermütiger, poetischer. Neben der eigentlichen Handlung geht es hier auch um die sanften Zwischentöne und die Poesie des Augenblicks. Er erinnert darin auch wieder an Yuya Ishiis visuell sehr schön anzusehenden „The Tokyo Night Sky Is Always The Densest Shade Of Blue“, der auf der diesjährigen Berlinale seine Premiere feierte und auch auf dem Nippon Connection Filmfestival lief, leider jedoch erst am Sonntagabend programmiert war, ein Termin, der für viele von auswärts anreisende Festivalbesucher wohl leider zu spät gewesen sein wird.

Weiterlesen: Unsere Kritik „Sich in Melancholie verlieren“ zu „The Tokyo Night Sky is always the densest Shade of Blue“ von Yuya Ishii…

Mit „Good/Bye„, „Love And Goodbye And Hawaii“ und „The Tokyo Night Sky Is Always The Densest Shade of Blue“ präsentierte das diesjährige Nippon Connection Filmfestival drei ästhetisch schön anzusehende, kurzweilige und unterhaltsame Filme, über das Zaudern einer neuen Generation, die traditionelle Werte zwar in Frage stellt, deren Handlungsspielraum jedoch durch die Prekarität der eigenen Existenz eingeschränkt ist.

Mumblecore-Kino aus Japan: "Parks" von Natsuki Seta ©Nippon Connection 2017

Mumblecore-Kino aus Japan: „Parks“ von Natsuki Seta. © Nippon Connection 2017

Das Festival endete dann mit einem kleinen filmischen Highlight, „Parks“ von Natsuki Seta, einer filmischen Hommage zum 100-jährigen Bestehen des Inokashira Parks in Tokio und anschließend dann tatsächlich im Park am Main mit den letzten Sonnenstrahlen und der Ruhe vor dem Wolkenbruch. Ganz passend für so ein bisschen Festivalblues nach tollen Tagen in pink.

Teresa Vena und Tatiana Braun

Die 17. Ausgabe der Nippon Connection in Frankfurt fand von 23. bis 28. Mai 2017 statt, die 18. Ausgabe des Festivals folgt von 29. Mai bis 3. Juni im nächsten Jahr.

1 2 3