Hong Kong-Film im Babylon-Mitte vom 17. bis 31. August 2017

Hong Kong: Abwechslungsreiches Kino mit Vorbildfunktion


hong_kong_babylonNachdem das Kino Arsenal Ende Juli eine Reihe mit zehn Hong Kong-Filmen der letzten zwanzig Jahren durchgeführt hat und sich mehr dem unabhängigen Filmschaffen mit politischer oder sozialkritischer Aussage konzentrierte, präsentiert das Babylon-Mitte nun während zwei Wochen, vom 17. bis 31. August eine eigene Filmschau mit insgesamt 40 Filmen, entstanden zwischen 1966 und 2017.

2017 bedeutet für Hong Kong ein wichtiges Jubiläum: Vor genau zwanzig Jahren zog sich die englische Krone zurück und übergab die Stadt China. Fortan sollte sie als Sonderverwaltungszone bestehen und damit einen Teil ihrer Unabhängigkeit behalten, die Hong Kong kulturell geprägt hat und vom Festland-China wesentlich unterscheidet. Das Jubiläum wird nun als Aufhänger genutzt, die Aufmerksamkeit auf das dortige Kinoschaffen zu lenken. Nicht nur in Berlin steht das Land daher im Fokus von Filmreihen, auch das diesjährige Zürich Filmfestival widmet der Thematik Raum.

Hong Kong gilt als eine der abwechslungsreichsten und erfolgreichsten Produktionsstätten Asiens und ist mit Hollywood vergleichbar. Der erste Film aus Hong Kong stammt von 1915 und beweist damit die lange Tradition, die Film hier hat. Eine Hochphase feierte das Kino insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren als einflussreiche Produktionsfirmen entstanden, die Action-Gewalt-Komödien am Laufband herausbrachten. Aus dieser Zeit stammen Kultfiguren wie Jackie Chan oder Bruce Lee mit ihren Kung Fu-Filmen. Jüngere Regisseure wie Johnnie To (zu sehen sind im Babylon „Exiled“ und „Sparrow„) erhalten (und erweitern) das Genre. Gleichzeitig macehn sich in der neueren Geschichte des Hong Kong-Films verschiedene Autorenfilmemacher einen Namen.

Einer der großen Vertreter des poetisch-ästhetischen Melodramas, vielfach gemischt mit Action, ist seit den 1990er Jahren Wong Kar-Wai. Ursprünglich aus Shanghai stammend, entschied er sich für Hong Kong als Wahlheimat, um allerdings in seinen Filmen gerade die Atmosphäre und das soziale Umfeld Shanghais immer wieder zu rekonstruieren. Im Programm des Babylons sind gleich mehrere Filme des Meisters zu sehen. Filmische Gesamtkunstwerke, die abgesehen von seinem vernachlässigbaren Exkurs nach Hollywood, „My Blueberry Nights„, alle ein visuelles Erlebnis versprechen und spätestens mit ihrer Musikauswahl den Zuschauer in den Sitz drücken.

Wong Kar-Wai zitiert Quentin Tarantino unter seinen großen Vorbildern. „Chunking Express“ beispielweise bezeichnete der amerikanische Großmeister einst als einer seiner Lieblingsfilme, wobei man ihm nur zustimmen kann. Leider sei gerade dieser Film bisher nicht für das Kino lizenziert. Vorbilder für Tarantino und das ganze Hollywood des Actionfilms finden sich im recht umfangreichen Programm der Filmschau noch reichlich. Die Handkameraführung und Bildfindung dieser Filme sind absolut wegweisend und in sich perfektioniert, so dass die angestrebte ästhetische Form überwältigend wirkt.

Teresa Vena

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