Interview zum Visionär Film Festival 2018 mit Francesca Vantaggiato

Vantaggiato: "Filmemacher ermutigen, auf ihr Talent zu vertrauen"


Francesca Vantaggiato leitet das Visionär Film Festival in Berlin. Foto: privat

Francesca Vantaggiato leitet das Visionär Film Festival in Berlin. Foto: privat

Vor Beginn des 2. Visionär Film Festival trafen wir Festivalleiterin Francesca Vantaggiato zum Interview…

Wo genau liegt euer Themenschwerpunkt?
Francesca Vantaggiato:
Visionär rückt mutige, originelle und visionäre Debütfilme in den Fokus. Unsere Filmauswahl greift aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf, die in Deutschland ebenso präsent sind, wie in anderen Ländern. Mit den unterschiedlichen kulturellen Perspektiven wollen wir dazu beitragen, ein komplexes, facettenreiches Bild der aktuellsten gesellschaftlichen Themen zusammenzusetzten – getragen durch die eindrucks- wie kraftvollen Visionen einer neuen Generation von Regisseur*innen.

Was ist das Besondere am Visionär Film Festival?
Visionär zielt darauf ab, eine neue Generation Filmemacher*innen zu entdecken und zu fördern. In der Tat ist das gesamte Festival ihnen gewidmet. Wir wollen zwischen ihnen und dem Publikum eine Verbindung schaffen um bewusst zu machen, was es bedeutet, die ersten Schritte in der Filmwelt zu machen. Gleichzeitig lohnt es sich, die neuen Talente im Blick zu behalten. Oft tragen Festivals dazu bei, für die Filme eine Distribution zu finden und ich finde außerdem, dass Debütfilme – die sehr frei, wagemutig und experimentell, aber auch vom Markt her fragil sein können – wirklich mehr Raum brauchen. Visionär ist so eine Plattform, die auf genau diese Debütfilme ausgerichtet ist, um damit das Publikum zu erreichen hoffentlich für die Filme einen Händler finden. Wir sind sehr glücklich darüber, dass der im letzten Jahr von Visionär Audience Award ausgezeichnete Film in Deutschland vertrieben wurde!

Unter welchen Aspekten entstand das nun fertige Festival-Programm?
Die Auswahl ist sehr vielseitig, die Filme unterscheiden sich in Inhalt, Form und Sprache deutlich voneinander. Als wir mit der Auswahl der Spielfilme begonnen haben, haben wir uns selbst keine Grenzen gesetzt in Bezug auf Länder oder Themen. Wir wollten frei entscheiden können, um innovative und mitreißende Talente aufzuspüren. Allerdings haben wir versucht ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu finden, das war das größte Kriterium. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass wir aus diesem Grund einen Film von einer Regisseurin ausgewählt haben! Es ist allerdings auch kein Geheimnis ist, dass Frauen in der Filmindustrie mehr zu kämpfen haben (und nicht nur in dieser!). Wir wollen einfach nur dazu beitragen, die größtmögliche Chancengleichheit zu gewährleisten. Die Möglichkeit, die Welt und ihre Kulturen durch die Regisseure*innen zu zeigen, die das wiederum in ihren Filmen zum Ausdruck bringen warum unser größtes Anliegen bei der Auswahl. Sie finden im Film eine Ausdrucksform, um ein Bewusstsein dafür zu wecken, was sie im Inneren bewegt, in welchen sozialen Spannungsfeldern sie leben, in denen Traditionen auf die moderne Welt stoßen.

Mit eurem Kurzfilm-Programm setzt ihr einen anderen Akzent…
Bei der Auswahl der Kurzfilme, die allesamt von Berliner Filmschaffenden sind, war es uns vor allem ein Anliegen, mit der lokalen Kreativszene in Kontakt zu treten und zu sehen, was in der Stadt neues passiert, neue Tendenzen aufzuspüren und zu zeigen was sie inspiriert und warum sie gerade in Berlin leben. Natürlich haben sie alle unterschiedliche Berührungspunkte mit der Stadt und verfolgen mit ihrer Arbeit unterschiedliche Ansätze, deshalb gibt es auch keine Genregrenzen, die einzige Beschränkung ist die Zeit. Der längste Kurzfilm ist 30 Minuten lang – damit sind wir an der Grenze zur mittleren Länge angekommen.

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