28. FilmFestival Cottbus: Interview mit Regisseur Benjamin Tucek zu „Müll auf dem Mars“

"Es ist absurd, dass wir versuchen, auf andere Planeten auszuweichen, wenn wir schon die Erde Schritt für Schritt zerstören."


„TRASH ON MARS“ von Regisseur Benjamin Tucek präsentierte beim FilmFestival Cottbus seine Satire im Wettbewerb. Foto: FilmFestival Cottbus

Auf dem 28. Filmfestival Cottbus präsentierte der tschechische Regisseur Benjamin Tucek seinen aktuellen Film „Müll auf dem Mars„, die nichts weniger als einen Satire auf die menschliche Natur ist. Eine Gruppe von unterschiedlichen Menschen im Alter, Geschlecht und sozialem Status reist zum Mars. Der Anführer folgt den Spuren und dem Vermächtnis seines Vaters, der die Marsstation aufgebaut hat, dann sind da noch ein yogaaffines Modell, das sich eher in Griechenland glaubt, als auf einem anderen Planeten und vor allem der dickliche, kurzatmige Unternehmer, der alles bezahlt. Seine Verlobte habe sich eine Hochzeit auf dem Mars gewünscht, doch das ist ein Missverständnis, sie meinte eigentlich Marseille. Der Film hat eine pseudo-dokumentarische Form und erinnert an Realityshows wie „Big Brother“ oder „Dschungelcamp“, da die Protagonisten ihre Erfahrungen und Gefühle im Interviewstil mit dem Zuschauer teilen. „Müll auf dem Mars“ kritisiert mit absurdem Humor den Drang des Menschen, aus allem Kapital schlagen zu wollen. Selbst auf dem Mars liesse sich Geld verdienen mit Tourismus oder der Ausbeutung von natürlichen Ressourcen. Beim FilmFestival Cottbus lief der Film im internationalen Wettbewerb.
Berliner Filmfestivals hat sich mit dem Regisseur Benjamin Tucek zu einem Gespräch getroffen.

Herr Tucek, einer der wichtigsten Aspekte des Film ist der Drehort. Eine Protagonistin sagt, die Landschaft erinnere an Griechenland, doch Sie haben in einer Wüste im Staat Utah, in den USA gedreht. Wie einfach war es, den Drehort zu bekommen? Welche Herausforderungen gab es?
Benjamin Tucek:
Systemingenieur und Weltallarchitekt Dr. Ondřej Doule entwickelte die Idee von abenteuerlichen Expeditionen zum Mars. Er wollte seine Erfahrungen im Kennedy Space Center der NASA und am Institute of Technology in Florida für einen Film nutzen, der Flüge auf den Mars bewerben sollte. Nach und nach nahm das Kernstück dieser Zukunftsfilme unter der Leitung der Prager Theatergruppe Vosto5 Form an. Die größte Motivation für den Film war es, in den USA, in der Wüste, in einem echten Simulator drehen zu können. Wir waren die erste Filmtruppe, die bei dieser Forschungsstation gedreht hat. Die Vorbereitungen fanden in Prag statt in den Übungsräumen von Vosto5. Dann buchten wir in einer Rekordzeit Flüge nach Colorado. Der Lichtverleih in Denver hatte vermutlich noch nie Tschechen gesehen, die Filmmaterial ausleihen wollten. Sie stellen sie uns das Wichtigste zusammen und wir machten uns auf durch den Wilden Westen – das ist auch der Grund, wieso der Mars bei uns nicht rot aussieht, sondern wie an der amerikanischen Grenze. An einer Tankstelle kauften wir noch einen Sheriffhut und schon war das Kostüm für den Roboter fertig.

Der Roboter erinnert an den pessimistischen Marvin aus den Romanen von Douglas Adams („The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy„), der glaubt, intelligenter als die Menschen zu sein. Er sieht aus wie ein Cowboy in einer Motorradmontur. Welche Vorbilder hast du für den Roboter benutzt?
Unser Film spielt in einer Zeit, in der es nicht mehr angesagt ist, zum Mars zu fliegen. Die Mars-Forschungsstation wird vom veralteten Roboter Bot in einem Notzustand aufrecht erhält. Doch der Roboter möchte nicht mehr alleine bleiben. Kann künstliche Intelligenz eifersüchtig sein? Es faszinierte mich, wie ein veralteter Roboter die Geschichte erzählen würde. Wir haben uns von dem Ort, den wir vorgefunden haben, inspirieren lassen. Eine kosmische Romanze entwickelte sich mit schwarzem Humor gemischt. Der Roboter sollte über das Alleinsein reflektieren, am wichtigsten ist es, nicht alleine zu sein, das möchte er nicht mehr. Im Film hat der Roboter menschliche Attribute wie Empathie, er kann auch brutal sein und Humor haben. Wir wollten auf jeden Fall aber zeigen, dass die größten Monster immer noch wir Menschen sind und bleiben.

Woher kommt ihre Faszination für den Planeten Mars und das Weltall?
Ich suchte nach einem Rahmen, um über wichtige Themen wie Kolonialisierung, Weltallverschmutzung, die Vergrößerung der Menschheit und die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen zu sprechen, aber mit Satire und absurdem Humor. Kolonialisierung ist mit der Verdrängung von indigenen Völkern und Ausbeutung verbunden, es gibt keinen Grund, wieso unsere Ausbreitung auf anderen Planeten nicht anders verlaufen würde. Es stellt sich auch die Frage, wieso die Menschheit andere Planeten kolonisieren wollen, wenn sie auf der Erde schon nicht in Frieden und Harmonie leben können. Unser Film spricht von Beziehungen, über die Liebe, Hoffnung und Angst, die wir in unseren Leben auf der Erde haben und wie dies auf anderen Planeten weitergehen würden.

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