28. FilmFestival Cottbus: Interview mit Regisseur Benjamin Tucek zu „Müll auf dem Mars“

"Es ist absurd, dass wir versuchen, auf andere Planeten auszuweichen, wenn wir schon die Erde Schritt für Schritt zerstören."


Sehnsuchtsort Mars?!? „TRASH ON MARS“ lief im Wettbewerb des FilmFestival Cottbus. ©Nyasa Films Production

Der Film ist eine Kritik auf die Gier des Menschen, auf die Menschheit, die aus allem Kapital schlagen möchte, auf den Massentourismus, auf den Umweltschutz und die Sensationssucht. Welcher Aspekt ist der wichtigste für Sie?
Es ist absurd, dass wir nach Leben woanders Ausschau halten, während wir die Lebensumstände auf der Erde systematisch in rasantem Tempo zerstören. Ich mache Filme vor allem auch deswegen, damit ich Menschen treffen kann, die ich sonst nicht treffen könnte. Deswegen mag ich auch die dokumentarische Form so sehr. „Mars“ ist ein Spielfilm, wurde aber wie ein Dokumentarfilm entwickelt. Wegen des Films traf ich Menschen, die in der Weltallforschung tätig sind. Das war sehr interessant. Dr. Ondřej Doule, der unsere Mission eingefädelt hat, spielt im Film den Roboter. Der Aspekt der künstlichen Intelligenz ist sehr wichtig. Sie ist schon in vielen Bereichen eine Realität, macht uns das Leben einfacher und wir verstehen sie im wesentlichen gar nicht. Es ist eine Frage der Zeit, bis die Dinge, die wir tun, nicht mehr bewusst gesehen. Vielleicht es ist auch nicht schlimm und Evolution, die natürliche Auslese nach Darwin.

Stand die Form des Films als Pseudo-Dokumentation von Anfang fest?
Den Film haben 13 Leute gemeinsam gemacht, sieben Schauspieler und sechs Teammitglieder. Das Budget war minimal, wir lebten in einem Wohnwagen. Es war notwendig, im dokumentarischen Stil zu drehen. Wir hatten haargenau zwanzig Tage Drehzeit, keine Stunde mehr. Alles musste perfekt geplant werden, Improvisation wäre nicht möglich gewesen. Da unsere Mobiltelefone nicht funktionierten und keine Ablenkung möglich war, mussten wir uns so oder so nur auf den Film konzentrieren.

Einzelne Szenen wirken wie die Parodie von spezifischen Fernsehformate wie Reality Shows im Stile von „Big Brother„. War dies beabsichtigt? Welchen Status haben solche Programme im tschechischen Fernsehen?
Diese Programme sind sehr beliebt. Eine Protagonistin des Films glaubt nicht, sie sei auf dem Mars. Sie glaubt, sie sei in einer Reality Show. Das ist sehr wichtig für das Verständnis des Films. Glauben ermöglicht es, zu überleben. Jeder lebt auf dem Mars besser, solange sie glauben, dass sie gar nicht auf dem Mars sind. Und man kann mit einem Roboter leben, wenn man glaubt, dass es keiner ist. Realität ist nur eine Spiegelung im Kopf des Betrachters.

Die Fragen stellte Teresa Vena für Berliner Filmfestivals.

1 2