Berlinale 2019: Tagebuch vom Film Festival



Donnerstag – Bären-Progrnosen
Bis auf den verbliebenen chinesischen Beitrag „So Long, My Son“ von Wang Xiaoshuai durfte das Berlinale-Publikum alle Werke des Wettbewerbs bewundern. Das verleitet dazu, Jury zu spielen. Die Kritiker sind sich vollkommen uneinig, sehen mal „God exists, her name is Petrunya„, mal „Synonyms“ und mal „Systemsprenger“ vorne. Selten fiel eine Prognose so schwer. Auf Jury-Präsidentin Juliette Binoche, Sandra Hüller, Sebastián Lelio und Co warten sicher anregende Stunden der Diskussion. Dagegen steht schon fest, dass die großartige Charlotte Rampling heute den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk erhält! Eine Wahl, die niemand anzweifeln wird.

Weiterlesen: Teresa Venas Kritik „Das eigene Schicksal in fremder Hand zu „So Long, My Son„…

Freitag – Berlins got Talent
Ihren politischen Fokus zeigt die Berlinale auch in ihrer Nachwuchsschmiede, den Berlinale Talents, die gestern zu Ende ging. Eingeladen war Autor Roberto Saviano, dessen Werk beispielhaft und inspirierend für den filmischen Nachwuchs sein kann, soll und muss. Unnachgiebig erhebt er seine Stimme und benennt korrupte und mafiöse Strukturen, wodurch er sein Leben riskiert. Neben Saviano und Giovannesi, die „Piranhas“ mit nach Berlin brachten, laufen auch die Dokumentarfilme „Selfie“ und „Shooting the Mafia“ im Programm der Berlinale. Die Filme eint, dass sie, anders als Scorcese und Coppola, ausschließlich auf den Verlust der Unschuld ihrer Protagonisten fokussieren.

Weiterlesen: Henning Kochs Kritik „Kids with Guns zu „Piranhas„…

Tom Mercier überzeugt als Yoav in Nadav Lapids „Synonymes“ im Berlinale
Wettbewerb 2019. © Guy Ferrandis / SBS Films

Samstag – Erste Preise
Der Tag vor der großen Berlinale-Gala sorgt für strahlende Sieger! Den 33. Teddy Award für den besten Spielfilm sicherte sich der argentinische Genre-Cocktail „Breve historia del planeta verde“ von Santiago Loza in der Volksbühne. Maryam Zaree gewann den Kompass-Perspektive-Preis 2019 für ihr autobiographisch geprägtes Debüt-Werk „Born in Evin„. Immer besonders beachtet: Die Entscheidungen der FIPRESCI-JurorInnen. Vor allem die Auszeichnung für „Synonymes“ überraschte einige Beobachter und lieferte Anlass zur Diskussion, ob die israelisch-deutsch-französische Produktion um den israelischen Soldaten Yoav, der ein neues Leben in Paris beginnt, Chancen auf einen Bären haben könnte.

Weiterlesen: Hier Denis Demmerles ausführliche Kritik zu „Synonymes von Nadav Lapid…

Sonntag – Finale für Kosslicks letzte Berlinale
Tränen, Bären und Emotionen im Berlinale Palast. Überschattet wurde die Preisverleihung der 69. Berlinale vom Tod des Schauspielers Bruno Ganz, für den es eine Gedenkminute gab. Jury und Filmschaffende nutzten die Bühne noch einmal, um gegen das Fehlen von Zhang Yimous Wettbewerbsfilm „One Second“ zu protestieren. Mit stehenden Ovationen und einem riesigen Plüschbären wurde Dieter Kosslick aus seinem Amt als Berlinalepräsident entlassen. Der Goldenen Bär ging nach Frankreich an „Synonymes“ von Nadav Lapid. Zwei Silberne Bären gingen nach Deutschland: Nora Fingscheidts „Systemsprenger“ gewann den Alfred Bauer Preis und Angela Schanelec für „Ich war zuhause, aber“ die Beste Regie.

Weiterlesen: Hier Teresa Venas ausführliche Kritik zu „Systemsprenger“ von Nora Fingscheidt…

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