„Woyzeck“ von Nuran David Calis


Tom Schilling interpretiert Büchners Soldaten "Woyzeck" als Müllmann im Berliner Wedding. (c) Magic Flight.

Tom Schilling interpretiert Büchners Soldaten "Woyzeck" als Müllmann im Berliner Wedding. Foto: Magic Flight.

Büchner im Wild Wedding

Berlin-Wedding: Ein junges Paar liebt sich zärtlich im Halbdunkel bis Woyzeck (Tom Schilling) resigniert. Seit er an einer bezahlten Medikamentenstudie teilnimmt, lässt seine Potenz zu wünschen und Sex mit seiner geliebten Marie (Nora von Waldstätten) wird für ihn zu einer nicht zu bewältigenden Aufgabe. Für die einfühlsame Marie bleibt nicht viel Zeit, um Woyzeck aufzurichten; das uneheliche Kind ist aufgewacht und schreit nach Zuneigung. So ziehen die Tage des jungen Paars ins Land. Woyzeck kämpft wacker um sein Leben, das aus den Fugen geraten ist. Er schuftet in der Küche des Restaurants vom Hauptmann, das bis vor Kurzem noch seines war, kümmert sich mit seinen Kumpels in den Schächten der U-Bahn um den Müll der Stadt – und schluckt die Medikamente. Halluzinationen plagen ihn beinahe so sehr wie die Liebe zu Marie, der er nicht mehr gerecht wird.

Wie konnte ihm sein Leben nur so entgleiten? Ausgerechnet der Tambourmajor, der im Kiez das Sagen hat, macht Avancen, denen sich Marie zu entziehen sucht. Das bleibt von Woyzeck nicht unbemerkt. Er begehrt auf, kämpft trotz seiner benebelten Sinne um das Bisschen, was er als Glück empfindet. Ihn treibt die Vision zu fliehen. Nur weg aus dem Wedding. Weg aus den Hinterhöfen, wo der Tambourmajor und seine Schergen das Sagen haben. Weg von dem verpfuschten Leben. Neu anfangen – mit Marie. Sie ist das letzte Wertvolle in seinem Leben, das letzte Gute. Für sie würde er Alles geben, sie soll ihm keiner entreißen.

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