„Promised Land“ von Gus van Sant


Szene aus "Promised Land" von Gus van Sant. Foto: (c) Scott Green.

Szene aus "Promised Land" von Gus van Sant. Foto: (c) Scott Green.

Versprochen und Gebrochen

Das Schlimme an politischen Dramen ist, dass sie vorgeben, Antworten zu liefern, während sie doch nur alte Gewissheiten perpetuieren. Das Politische wird runtergebrochen auf eine Abfolge von Schlüsselmomenten und Schlaglichtern. Die Frakturlinien eines Problems werden überblendet, die Widersprüche notdürftig psychologisiert, mehrere Jahrzehnte umfassende Entwicklungen auf zwei Stunden zusammengeschoben. Bekanntes wird weiter kanonisiert um das Problem Teil des Konsens.

Matt Damon ist prädestiniert für diese Art von Film. Schwierig zu sagen, ob er dein neuer bester Freund werden könnte oder ob sich hinter seinem festen Händedruck und seinem Apfelernte-Lächeln ein berechnender Drecksack versteckt. In seiner dritten Zusammenarbeit mit Regisseur Gus Van Sant spielt Damon, der auch das Drehbuch schrieb, den reisenden Hoffnungsmacher Steve Butler, der im Auftrag seiner Firma Global Crosspower Solutions neue Absatzmöglichkeiten für die Energieerzeugung des hydraulischen Aufbrechens, dem sogenannten Fracking erschließt. Dabei bewegen sich Van Sant und Damon ausgewogen und unkompliziert durch dieses „Promised Land“. Die wirtschaftlichen Vorteile können immens sein, aber was ist mit den ökologischen und gesundheitlichen Bedenken? Die Mission ist scheinbar einfach. Steve Butler (Damon) bietet heruntergewirtschafteten Farmern eine Menge Geld an, damit Steves Firma rechtmäßig auf dem Land der Farmer bohren kann.

Familien, die mit zwei Monatsraten im Rückstand sind, könnten über Nacht Millionäre werden. Steve ist einer von Ihnen, wuchs er doch auf einer Farm in Iowa auf. So glaubt er fest daran, dass das Bohren nach Erdgas ein profitabler, sicherer Weg aus der Armut ist. Jedoch sind Steves neue Kunden keine Trottel. Frank (Hal Holbrook), ein pensionierter Wissenschaftler, treibt den vermeintlichen Regenmacher mit einigen gezielten Fragen in die Enge. Der Umweltschützer Dustin Noble (John Krasinski) hetzt die Stadt sogar gegen Steve auf. Allerdings artet der Film nicht in ein Anti-Fracking-Dossier des liberalen Hollywoods aus. „Promised Land“ ist nicht so emotionalisierend wie es beispielsweise „Erin Brockovich“ war. Das liegt zum Teil daran, dass man hier bewusst auf eine klare Helden-/Schurken-Verteilung verzichtete. Bis zum Schluss ist es nicht sicher, wer hier eigentlich den größten Vorteil aus den Vorgängen zieht. Van Sant hat die Geschichte der heruntergekommenen Anytown geradlinig und ohne den kinematographischen Ehrgeiz erzählt, der seine Streifen in den letzten Jahren ausmachte. Allerdings schafft er es das absolute Desaster der Energieversorgung zu vermitteln. Der offizielle ökonomische Berufsoptimismus ist kläglich und kleinlaut geworden. Die Flucht nach vorn in präventive Energiequellen bekommt durch drohende ökonomische Großkrisen einen zusätzlichen Schub. Damit sind die Charaktere Steve und Dustin nur die zwei Seiten der gleichen Medaille. Leider knistern ihre Auseinandersetzungen nicht genug, was auch daran liegt, dass die Umgebung und die Statisten so hundsgemein idyllisch sind. Allerdings ist die Grauzone in Matt Damons Charakter Steve ansprechend. Es ist kein großes politisches Drama, aber große Filme waren van Sant ja stets suspekt.

Joris J.

Promised Land„;
Regie: Gus Van Sant; Hauptdarsteller: Frances McDormand, Matt Damon, Lucas Black, John Krasinski, Rosemarie DeWitt; Kinostart: 20. Juni 2013