Fantasy Filmfest-Kritik: „Revenge for Jolly!“ von Chadd Harbold


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"Revenge for Jolly!": Auf den Tod des Hundes folgt ein Massaker. Foto: Fantasy Filmfest

Ein Herrchen auf Rachefeldzug

Diese Zwergpinscher sind schon eine komische Rasse. So klein, dass man sie fast mit einer Ratte verwechseln könnte. Eine Ratte, die bellt. Und trotzdem werden sie genau wie ihre stattlicheren Artgenossen von ihren Besitzern vergöttert. Ein Hund ist schließlich immer auch ein Familienmitglied. In Extremfällen kann so ein Hund auch schon mal zum Lebenspartner werden. So ist das bei Harry (Brian Petsos) und seiner Zwergpinscher-Dame Jolly. Der kleine Köter ist für Harry der absolute Lebensmittelpunkt, bis er eines Tages nach Hause kommt und Jolly gehängt und gehäutet in seinem Wohnzimmer vorfindet. Jetzt hilft nur noch eines, um mit diesem Verlust umzugehen: Abrechnung! Sein Kumpel Cecil (Oscar Isaac) soll ihm dabei helfen. Schwer bewaffnet und mit ziemlich viel Billigbier im Blut ziehen die beiden noch am selben Tag los, um Rache zu üben und den Mann zu stellen, der für den grausamen Tod von Harrys geliebter Fußhupe verantwortlich ist.

Harrys und Cecils Jagd durch die Suburbs von New York nach einem zwielichtigen Typen namens Bachmeier gibt sich recht schnell als schwarzhumoriges Roadmovie zu erkennen, das nicht nur eine immer breiter werdende Blutspur nach sich zieht. Bei ihrem Streifzug durch Bars, Motels und Anwaltskanzleien treffen die beiden immer wieder auf prominente Darsteller, deren Mitwirken aber leider nur von extrem kurzer Dauer ist. Das Resultat ist eine beachtliche Aneinanderreihung illustrer Cameo-Auftritte: Eben noch hat Elijah Wood als seitengescheitelter Barkeeper zwei Drinks auf den Tresen gestellt, fünf Minuten später liegt er blutüberströmt dahinter. Über verstorbene Haustiere macht man eben keine Scherze in Anwesenheit des Besitzers. Das gleiche Schicksal ereilt kurz darauf seinen Schauspielkollegen Adam Brody, der sich als Anwalt mit potthässlichem Polyester-Sakko ebenfalls wenig kooperativ zeigt. Wo steckt nur dieser verfluchte Bachmeier? Der beansprucht in Form von Ryan Phillippe übrigens auch nur gerademal zwei Minuten Bildmaterial des gesamten Films.

Revenge for Jolly!“ fühlt sich wie eine whitetrashige Mischung aus „Pulp Fiction“ und „Fear and Loathing in Las Vegas“ an, nur ohne die harten Drogen, die schwarzen Anzüge und den Retro-Soundtrack. Dafür aber mit Billigbier, Elektrobeats aus dem Cadillac-Radio und viel zu viel Pomade auf Harrys Kopf. Kaum zu glauben, dass die beiden Freunde wirklich so ein Massaker wegen dieser Töle veranstalten. Aber die Liebe eines Hundebesitzers zu seinem treuen Fiffi kennt eben keine Grenzen, selbst wenn man dabei sogar eine Hochzeit crashen muss und die Gäste per Maschinengewehr zu Hundefutter verarbeitet. Nach 85 Minuten ist Jolly immer noch tot und viele Menschen nun leider auch. Aber wie heißt es so schön: Rache ist Blutwurst.

Alina Impe