„Am Anfang“ von Josephine Links


Josephine Links geht mit ihrem HFF-Abschlussfilm "Am Anfang" in den Wettbewerb um den new berlin film award. Foto: achtung berlin

Josephine Links geht mit ihrem HFF-Abschlussfilm „Am Anfang“ in den Wettbewerb um den new berlin film award. Foto: achtung berlin

Was passiert, bevor das Leben eintritt

Am Anfang ist es nur ein kleiner dunkler Fleck auf einem Monitor. Ein diffuser Haufen Zellen, geheimnisvoll und fragil, der für den Beginn von etwas Großem steht. Bald darauf wird eine schemenhafte Silhouette sichtbar, Gliedmaßen bilden sich und ein kleines Herz nimmt seinen Takt auf. Neun Monate später ist da ein neues Leben, ein Individuum, das einen eigenen Namen hat und fortan eigenständig atmen und wachsen wird. Und das hoffentlich gesund ist.
Die Fortschritte der modernen Medizin ermöglichen werdenden Eltern inzwischen, jede noch so kleine bedenkliche Abweichung während der Schwangerschaft frühzeitig zu entdecken. Pränatale Feindiagnostik nennen sich jene Untersuchungen, bei denen vor allem Herz und Gehirn hinsichtlich möglicher Auffälligkeiten und Risiken regelmäßig überprüft werden. Ein guter Befund löst Dankbarkeit und Erleichterung aus. Ein schlechter Befund führt unter Umständen dazu, dass die Schwangerschaft vorzeitig abgebrochen wird.

Den unbeantwortbaren Fragen nach dem Eintreten und Verschwinden aus der Welt war Josephine Links schon in ihrem Kurzdokumentarfilm „Wir sterben“ nachgegangen, in dem sie ihre eigene Großmutter während der letzten Wochen vor deren Tod begleitete. Ihr HFF-Abschlussfilm „Am Anfang“ kehrt nun die Perspektive um und setzt dort ein, wo die Uhr gerade erst zu ticken beginnt, wo alles zurück auf Anfang gesetzt wird und wo der Gedanke an den Tod noch ein ganzes Menschenleben entfernt scheint. Die Regisseurin hat über mehrere Monate verschiedene werdende Mütter begleitet. Für die eine ist es das erste Kind, für die andere das erste nach einem komplikationsbedingten Schwangerschaftsabbruch. Eine dritte Mutter hat sich trotz aller Risiken für ihr behindertes Kind entschieden. Sie alle haben unterschiedliche Auffassungen zum Thema Pränatale Feindiagnostik. Warum sich vorab mit besorgniserregenden Diagnosen quälen, die sich meist als harmlos herausstellen und auf die man ohnehin keinen Einfluss hat?

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