„Ava“ von Sabine Nawrath


"Ava", der dffb-Abschlussfilm der 1980 in Ost-Berlin geborenen Regisseurin Sabine Nawrath, feierte Premiere bei den Internationalen Hofer Filmtagen 2017. Foto: achtung berlin

„Ava“, der dffb-Abschlussfilm der 1980 in Ost-Berlin geborenen Regisseurin Sabine Nawrath, feierte Premiere bei den Internationalen Hofer Filmtagen 2017. Foto: achtung berlin

Fragile Freundschaft und knallharte Konkurrenz

Zuerst sind da die zarten Hände eines Mädchens. Es zieht sich Handgelenkbandagen an und reibt die Hände mit weißem Pulver ein. Dann erst sieht man sie – Ava. Routiniert geht sie ans Reck und macht unter dem kritischen Blick ihrer Trainerin einen Überschlag.

Ava (Caroline Dorzweiler) ist 12 und Leistungsturnerin. Als sie eines Abends vom Training nach Hause kommt, erfährt sie vom plötzlichen Tod ihrer Mutter, einer ehemaligen Olympiasiegerin. Avas Welt bricht zusammen, doch weder der Vater (Christoph Schüchner) noch der Rest der Familie kümmern sich darum, wie das in sich gekehrte Mädchen mit dem Verlust der Mutter zurechtkommt. Auf der Trauerfeier wird nicht etwa an persönliche Momente mit der Mutter erinnert, sondern ein Video ihres größten sportlichen Erfolgs, dem Olympiasieg im Geräteturnen, gezeigt. Von diesem Moment an flüchtet sich Ava in den Sport. Kurz vor dem Tod der Mutter hatte Ava ihr gestanden, mit dem Geräteturnen aufhören zu wollen, und die Mutter hatte enttäuscht darauf reagiert. Um sich ihrer Mutter nahe zu fühlen, trainiert Ava nun von Tag zu Tag verbissener. Den Pelzmantel ihrer Mutter zieht Ava kaum noch aus und abends vor dem Schlafengehen schaut sie sich das Video vom Olympiasieg ihrer Mutter auf dem Laptop an.

Halt findet Ava bei ihrer Trainerin (Karin Hanczewski). Ihr vertraut sie ihre größte Sorge an: nie so gut zu sein wie die Mutter. Ava trainiert immer mehr, denn sie will unbedingt die Qualifikation für die deutschen Jugendmeisterschaften schaffen. Selbst auf eine Verletzung am Fuß nimmt das Mädchen keine Rücksicht, sondern ist hart und rücksichtslos mit sich selbst. Eines Abends beobachtet sie, wie ihre Trainerin den Schlüssel für die Turnhalle im Gebüsch versteckt. Das gibt Ava die Gelegenheit, noch mehr zu trainieren: nachts, heimlich und allein in der Turnhalle.

Zu ihrer Zimmernachbarin Natascha (Elisa Lichtenfeld), der besten Turnerin der Gruppe, entwickelt Ava langsam eine zarte Freundschaft. Dank ihres verbissenen Trainings überholt Ava schließlich Natascha, worauf die mit Eifersucht und Sticheleien reagiert. Als die Jugendmeisterschaften bevorstehen, droht die Konkurrenz zwischen Ava und Natascha immer erbarmungsloser zu werden und schließlich außer Kontrolle zu geraten.

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