SPACE DOGS von Elsa Kremser und Levin Peter



Echtes Leben, und das zeigt SPACE DOGS ebenso, kann allerdings auch mal in den Knochen stecken bleiben. So wird in einer quälend langen Sequenz schonungslos gezeigt, wie Laika eine Katze tötet, sie schüttelt und mit ihr spielt. Dass hier gerade ein reales Lebewesen wirklich gestorben ist, spielt mit den Zuschauererwatungen an das filmische Genre des Dokumentarfilms im Unterschied zum Spielfilm. Echt jetzt, alles echt? Für die Frage zu welchen konkreten Anteilen Kremser und Peter Realität und Fiktion in SPACE DOGS ineinandergreifen lassen, benötigt der/die Zuschauer_in nicht wirklich eine Antwort. Denn die magische Narration der tierisch besten Freunde in ein Was-immer-auch-kommt entzieht sich Fragen, die hölzern Fakten checken wollen.

Aus einer anderen Zeit scheint die allwissende Erzählerstimme von Alexey Serebryakov zu stammen, die in märchenhaftem Russisch, geschickt montiert, von Laikas Legende berichtet und den Film trägt. Durch das wunderbare Sujet Raumfahrt, Hunde, und eine kleine Prise Märchen wechselt SPACE DOGS stilistisch zwischen kosmischem Science Fiction und wissenschaftlichen Tagebüchern.

Nicht ganz verständlich ist in SPACE DOGS eine kurze Sequenz eines Schimpansens namens „Nummer 65“, der eine Parallele zur konkurrierenden Raumfahrt zwischen den USA und der Sowjetunion aufmacht, leider jedoch ihre Spur verliert. Während in der Sowjetunion Wissenschaftler loszogen, um die zähen Straßenhunde Moskaus einzufangen, wurden von US-Amerikanern Schimpansen aus den Regenwäldern Kameruns für die Raumfahrt trainiert. Der Affe „Nummer 65“ überlebte den Flug in den Kosmos. Während des Raumausflugs geriet er jedoch in Panik und riss sich alle Sensoren vom Körper. Schon beim bloßen Anblick einer Raumkapsel, bekommt er nun Wutänfalle. Der Affe lebt. Und das im heutigen Moskau. Dort wird er von Menschen vorgeführt und muss als Spaßmagnet auf Partys Leute animieren. Leider wird dieser Erzählstrang nicht weitergeführt und verliert sich dadurch.

Sowohl der Schimpanse „Nummer 65“ als auch die SPACE DOGS thematisieren jedoch eine Kritik an den Menschen, der seinen Wissensdurst mit Tieren stillt. Der Mensch wird somit als übermächtiger, egoistischer, vernichtungsbereiter Bösewicht angeprangert. Die Art und Weise, wie Menschen Tiere als untergeordnete Lebewesen behandeln, ist auch eine Kritik an die Bereitschaft für seine eigenen Bedürfnisse und Machinteressen andere Unterlegene oder Schwächere auszunutzen.

Obwohl Laika und ihr vierbeiniger Freund keine Sprache sprechen, nimmt SPACE DOGS einen mit in unbekannte fabelhafte Sphären. Fest steht: Mit den beiden wird man eine richtig gute Zeit haben. Durch seine Spontaneität und Offenheit gelingt es SPACE DOGS, Sehgewohnheiten des Genres Dokumentarfilm herauszufordern und eine neue filmische Handschrift zu generieren. Wir sollten uns alle eine Scheibe von dieser Haltung abschneiden. Lasst euch öfter planlos treiben. Es tut gut.

Wenke Bruchmüller

SPACE DOGS; Regie: Elsa Kremser und Levin Peter. Der Film feierte seine Deutschlandpremiere bei der 62. DOK Leipzig.

1 2