„Aloys“ von Tobias Nölle


Mit "Aloys" gelingt Regisseur Tobias Noelle ein überaus interessanter Blick in die Psyche seines Protagonisten (gespielt von Georg Friedrich). ©Hugofilm / Simon Guy Faessler

Mit „Aloys“ gelingt Regisseur Tobias Noelle ein überaus interessanter Blick in die Psyche seines Protagonisten (gespielt von Georg Friedrich). ©Hugofilm / Simon Guy Faessler

Der Sprung aus dem Kleiderschrank

„Wir melden uns bei Ihnen“. Erst denkt man, Aloys (Georg Friedrich) meine damit sich und seinen Vater, mit dem er eine Privatdetektei betreibt. Doch auch nach dem Tod des Vaters, spricht er noch in der dritten Person von sich. Der Kontakt zu anderen im Allgemeinen fällt ihm sehr schwer. Am liebsten versteckt er sich hinter seiner Kamera, kommuniziert nur das Nötigste mit seinen Kunden und auch die abendliche Bestellung beim Chinesen „Eine Portion Reis zum Mitnehmen“ lässt keine Überschwänglichkeit zu.

An sich lebt Aloys in einem kargen Umfeld. In der Wohnung, die er sich mit seinem Vater teilte, wurde seit Jahrzehnten nichts mehr umgestellt oder erneuert. Der einzige tägliche Begleiter Aloys ist ein Kater, den er dem Nachbarmädchen gestohlen hat, und der er trotz hartnäckigem Nachfragen, immer wieder erwidert, er habe keine Katze. Motivation für sein Leben schöpft er aus den Videoaufnahmen, die er im Auftrag seiner Kunden heimlich herstellt: Das Filmen sei sein Beruf, die Filme im Nachhinein anzusehen sein Hobby. Doch einmal macht er einen Fehler und wird von den Observierten entdeckt, was ihn in eine Sinneskrise stürzt. Dann verschwinden auch noch seine letzten Bänder und eine junge Frau (Tilde von Overbeck) bahnt sich hartnäckig einen Weg zu ihm durch. Plötzlich bekommt Aloys Leben Farbe, er entdeckt neue Gerüche, körperliche Zärtlichkeit und Freundschaft.

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