“Wir sind die Flut” (“We are the tide”) von Sebastian Hilger



Der Film erzählt eine fantastische Geschichte, dessen schönste Momente sich im Kleinen abspielen. Es ist so rührend, wenn Hanna versucht, das lokale Freibad liebevoll zu restaurieren, um mehr Besucher nach Windholm zu locken. Ab und zu verliert sich „Wir sind die Flut“ unnötiger Weise im Pathetischen. In diesen überladenen Szenen wirken die Charaktere sowie die Dialoge ein wenig unglaubwürdig und auch das Schauspiel hölzern.

Darüber lässt sich getrost hinweg sehen, denn Regisseur Sebastian Hilger und Kameramann Simon Vu verstehen es, dichte, atmosphärische Bilder zu entwerfen, die zum Wundern anregen und im Gedächtnis bleiben. Wenn da Astronauten durch das Wattenmeer irren, wird das Kino wieder zum magischen Ort. Die ideenreiche Bildsprache verschmilzt mit einem opulenten Soundtrack – beigesteuert von Leonard Petersen und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg.

„Wir sind die Flut“ fesselt durch seine originellen Bildfindungen und beweist ein unwahrscheinlich gutes Gespür für Stimmungen und Szenerien. Regisseur Sebastian Hilger kreiert mit seinem Diplomfilm (Filmakademie Baden-Württemberg) einen Feelgood-Mystery-Krimi, der zwar nicht konsequent durch Schauspiel, dafür aber umso mehr durch einfallsreiche Momente, atmosphärische Kamerabilder, liebevolle Ausstattung, ungewöhnliche Orte und beeindruckende Musik aus der Masse heraussticht.

André Kirchner

„Wir sind die Flut“ („We are the tide“), Regie: Sebastian Hilger, DarstellerInnen: Max Mauff, Lana Cooper, Gro Swantje Kohlhof, Roland Koch, Max Herbrechter

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