„Die andere Seite der Hoffnung“ (OT: „Toivon tuolla puolen“) von Aki Kaurismäki


Die beiden Protagonisten in Aki Kaurismäkis "Die andere Seite der Hoffnung": Sherwan Haji (links) und Sakari Kuosmanen. Foto: Malla Hukkanen © Sputnik Oy

Die beiden Protagonisten in Aki Kaurismäkis „Die andere Seite der Hoffnung“: Sherwan Haji (links) und Sakari Kuosmanen. Foto: Malla Hukkanen © Sputnik Oy

 Komplementärfarben der Menschlichkeit

Helsinki in Finnland, zwei Schauplätze. Wikström, ein in die Jahre gekommener Hemden- und Krawattenvertreter trennt sich wortlos von seiner trinkenden Frau und startet mit einem nicht ganz unbedeutenden Pokergewinn noch einmal ganz neu – als Wirt eines heruntergekommenen Restaurants.

Der junge Syrer Khaled gelangt als blinder Passagier auf einem Transportschiff nach Finnland. Er möchte dort Asyl beantragen und seine Schwester wiederfinden, die er auf der langen und beschwerlichen Flucht quer durch Europa aus den Augen verloren hat. Zunächst landet Khaled jedoch in einem Flüchtlingsheim und gerät in die Mühlen der Bürokratie, muss sich Befragungen unterziehen und soll schließlich doch zurückgeschickt werden. Kurzerhand beschließt er illegal im Land zu bleiben. Fortan lebt er auf der Straße und schläft zwischen den Mülltonnen eines heruntergekommen Restaurants – Wikströms Restaurant.

Nach einem Handgemenge stellt Wikström Khaled als Putzhilfe und Tellerwäscher ein, organisiert ihm einen Schlafplatz in der Tiefgarage sowie einen gefälschten Pass und für einen kurzen Moment sieht es so aus, als sei Khaled – sehr provisorisch zwar, aber immerhin – irgendwo angekommen.

Nach seinem in Frankreich gedrehten Film „Le Havre“ über einen alten Schuhputzer, der sich eines afrikanischen Jungen und illegalen Einwanderers annimmt, widmet sich der finnische Regisseur Aki Kaurismäki hier wieder der Situation der Geflüchteten in Europa.
In gewohnt reduziertem Stil, mit sehr sparsamen, aber dafür pointierten Dialogen und mit dem für Kaurismäki so typischen skurrilen Humor und feinen Blick für das Absurde am Zwischenmenschlichen, inszeniert der Regisseur hier einen – wie er selbst sagt – höchst „tendenziösen“ Film, dessen Ziel nichts anderes sei „als die Meinung Europas gegenüber Flüchtlingen zu verändern“.

„Die andere Seite der Hoffnung“ ist ein Film über Solidarität und Menschlichkeit, dem es gelingt – und das ist ganz typisch für Kaurismäki – zum Teil ganz ohne Worte, in einem einzigen Bild ein ganzes Leben, einen verstaubten Bürokratieapparat und komplizierte politische Verhältnisse zu beschreiben. So schreiben die Beamten der Asylbehörde beispielsweise auf Schreibmaschinen und nach dem Urteil eines finnischen Gerichts über Khaleds Abschiebung, aufgrund einer angeblich unbedenklichen Sicherheitslage in Aleppo, sieht man im Fernsehen Nachrichtenbilder, die die Stadt unter schwerem Beschuss zeigen.

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