67. Berlinale: „Helle Nächte“ von Thomas Arslan – Silberner Bär


Georg Friedrich wurde bei der 67. Berlinale mit dem Silbernen Bären als Bester Darsteller bedacht. © Schramm Film / Marco Krüger

Georg Friedrich wurde bei der 67. Berlinale mit dem Silbernen Bären als Bester Darsteller bedacht. © Schramm Film / Marco Krüger

Es gibt sie zwar, die ganz kurzen Momente der Annäherung, ein schneller Blick, eine kurze Berührung und dann diesen einen irgendwie so ganz eigenartigen Vater-Sohn-Moment, der angesichts der emotionalen Distanz, die zwischen diesen beiden Figuren herrscht, befremdlich wirkt.

Die von Kameramann Reinhold Vorschneider aufgenommenen Naturaufnahmen sind überwältigend – fantastische Waldpanoramen, einsame Landstraßen, Wälder und Fjorde wechseln sich ab mit ein paar wenigen Bildern menschlicher Interaktion. Höhepunkt des Films ist eine einsame Autofahrt, minutenlang sieht man einfach nur die befahrene Straße, aus dem Auto heraus gefilmt. Unterlegt von einem hypnotischen Soundtrack von Ola Fløttum, verdichtet sich der Nebel zunehmend, bis alles in dem wabernden Weiß zu verschwimmen droht.

In „Helle Nächte“ legt sich keine der Figuren auf etwas fest, alles bleibt im Fluss und im Nebulösen und doch bleibt der Film darin sehr vorhersehbar. Michael und Luis sind Gefangene ihrer selbst. Etwas wie eine Weiterentwicklung gibt es zumindest andeutungsweise – aber auch darin bleibt die Handlung relativ berechenbar.
Man kann sich fragen, ob diese radikale Reduzierung des Genres auf seinen grundlegenden Zustand – das reine Unterwegssein – kunstfertig oder vielleicht einfach ein wenig uninspiriert ist. „Helle Nächte“ bietet handlungstechnisch keine Überraschungen, aber dafür großartige Naturaufnahmen.

Für die Rolle des Vaters in „Helle Nächte“ erhielt der österreichische Schauspieler Georg Friedrich, der mit seiner Rolle des Erich in Josef Haders Regiedebüt „Wilde Maus“ gleich zweimal im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale vertreten war, den Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller. Tatsächlich ist es vor allem die starke Präsenz Friedrichs, der absoluten Glaubwürdigkeit mit der er die hilflose Emotionalität und verzweifelte Kommunikationsunfähigkeit seiner Figur transportiert, die die Handlung des Films trägt.

Tatiana Braun

Helle Nächte„, Regie: Thomas Arslan; DarstellerInnen: Georg Friedrich, Tristan Göbel, Marie Leuenberger, Hanna Karlberg

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