„Ri Chang Dui Hua“ („Small Talk“) von Hui-chen Huang


Anu in ihrer Frauenrunde. "Small Talk" von Hui-chen Huang erhielt den Teddy-Award für den Besten Dokumentarfilm. © Small Talk Productions

Anu in ihrer Frauenrunde. „Small Talk“ von Hui-chen Huang erhielt den Teddy-Award für den Besten Dokumentarfilm. © Small Talk Productions

Leben in der Nicht-Existenz

Der Film der Taiwanesin Hui-chen Huang sollte in erster Linie als Annäherungsversuch zwischen ihr und ihrer Mutter Anu dienen. Ihr Leben lang zeigte sich Anu offenbar ihren Töchtern gegenüber abweisend und verschlossen, sie verbrachte viel Zeit außer Haus beim Kartenspiel unter Freundinnen. Über die Mutter-Tochter-Beziehung hinaus präsentiert „Small Talk“ eine eindrückliche Dokumentation über eine lesbische Frau, deren sexuelle Orientierung im Taiwan ihrer Jugend, aber auch der Gegenwart, als Tabuthema gilt.

Anu wurde als Mädchen mit einem älteren Mann verheiratet, sie verließ ihn, als er ihr gegenüber gewalttätig wurde. Sie zog ihre beiden Töchter alleine auf und verdiente ihren Lebensunterhalt als so genannte Seelenbegleiterin bei Beerdigungen. Ihre Liebe zu Frauen war für ihre Tochter, die Familie und auch ihre Umgebung nie ein Geheimnis, Anu hatte zahlreiche Liebschaften. Doch sie selbst wie auch ihre Eltern und Geschwister gehen nicht offen damit um. Hui-chen organisiert eine Reise ins Heimatdorf ihrer Mutter und befragt ihre Verwandte. Anus Bruder und Mutter wollen auf keinen Fall davon gewusst haben, wie es sich mit Anus Orientierung verhält. Das Thema ist ihnen offensichtlich unangenehm.

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