„Die Maske“ (OT: „Twarz“) von Malgorzata Szumowska



In erster Linie handelt „Twarz“ von Hypokrisie, die dem Protagonisten insbesondere seitens der Kirche entgegenschlägt. Der örtliche Pfarrer, dem die libertinen Verhaltensweisen Jaceks schon immer ein Dorn im Auge waren, sieht sich nicht in der Lage, mehr für den jungen Mann zu tun, als zu beten. Er macht nur einen halbherzigen Versuch, Spenden für die benötigten Operationen zu sammeln, die Menschen erreicht er nicht.
Für die Jesusstatue allerdings setzt er alle Hebel in Gang. Und dafür finden sich ohne weiteres mehr als genug Opfergaben. Die Menschen setzen Prioritäten. Eine riesige Wunde klafft zwischen der gepredigten Nächstenliebe, der Zuwendung gegenüber Bedürftigen und der egomanischen Realität. Statt mit dem nötigen guten Beispiel voranzugehen, hält die Kirche an massenwirksamen und machtstärkenden Gesten und Symbolen fest. Wozu Unmengen von Geld und Ressourcen in den Bau einer Statue stecken, was genau genommen ein Frevel gegen das Gebot bedeutet, dass sich der Gläubige kein Bildnis von Gott machen soll, statt beides dort zuzuführen, wo es einen echten Nutzen erzielen würde?

Mit dem veränderten Aussehen stößt die Gesellschaft Jacek aus. Er wird gemieden, belächelt und verachtet – schließlich sei er selbst daran schuld. Die Mutter seiner Verlobten, die sich mittlerweile von ihm distanziert hat, drückt in einem einzigen Satz so viel Abscheu und Demütigung aus, wie sie kaum auszuhalten ist: Was wäre, wenn Jaceks Kinder genauso aussehen würden wie er?

Sicherlich beschreibt Regisseurin Malgorzata Szumowska eine Extremsituation in ihrem Film, doch kann diese auf alle Menschen übertragen werden, die mehr oder weniger von der Norm abweichen. Ihnen begegnet die Gesellschaft nicht selten mit ähnlichen Vorbehalten, Diskriminierung und Gewalt. Zu aller Strenge und Dramatik der Geschichte fügt das Drehbuch eine leicht ironische Note hinzu. Insbesondere zum Tragen kommt sie durch den Hauptdarsteller Mateusz Kościukiewicz, der unaufgeregt und mit einem Gespür für Rhythmus eine hervorragende Darbietung leistet. Doch auch die Rolle von Jaceks Schwester, gespielt von Agnieszka Podsiadlik, überzeugt durch präzise Inszenierung. „Twarz“ entfaltet sowohl eine amüsante, als auch eine tragische Ebene.

Teresa Vena

Die Maske“ (OT: „Twarz„), Regie: Malgorzata Szumowska; DarstellerInnen: Mateusz Kościukiewicz, Agnieszka Podsiadlik, Małgorzata Gorol, Roman Gancarczyk, Dariusz Chojnacki, Robert Talarczyk, Anna Tomaszewska, Martyna Krzysztofik; Kinostart: 14. März 2019

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