„Eva“ von Benoît Jacquot


Erneut nimmt der Regisseur einen Roman, dieses Mal des Briten James Hadley Chase, zu Hilfe, um eine Geschichte über Liebesdreiecke und sexuelle Begierde zu inszenieren. Und Erneut wagt er im Übrigen die zweite Verfilmung, nachdem bereits vor 50 Jahren Joseph Losey sich des Thrillers annahm. Das Resultat ist banal. Die Geschichte gleicht tausend anderen, insbesondere wenn man sie mit Filmen aus dem französischen Sprachraum vergleicht. Selbst das Motiv des gestohlenen Manuskripts findet in anderen Filmen, man denke an die hervorragende Umsetzung von „Lila lila“ mit Daniel Brühl in der Hauptrolle, zahlreiche Entsprechungen. Der filmischen Aufbereitung mangelt es an künstlerischer Eigenständigkeit, die Dialoge sind flach und im Wesentlichen beschreibt der Film eine uninteressante Konstellation eines austauschbaren mittelalten Mannes, der sich in eine reifere Frau verliebt, es sich nicht eingestehen will und von der Femme fatale, einer klassischen Figur des französischen Erzählstils, ins Verderben gestürzt wird.

Die Dynamik zwischen Betrand und seiner offiziellen Verlobten strotzt des Weiteren vor peinlicher, nichtssagender Leere. Ihre Figur sollte wohl als Gegenstück zur reifen, selbstbewussten Lebefrau Eva konzipiert werden. Sie zeigt sich unterwürfig, eifersüchtig und irrational emotional. Im Wesentlichen ist sie gänzlich überflüssig. Selbst eine Einzelheit wie in der Szene, als sie von einer Feier spät nach Hause kommt, während Betrand schon schlafend im Bett liegt, und sie ihr Kleid abstreift, zeigt, wie einfältig und sexualisiert ihr Charakter wahrgenommen wird. Denn die Dame ist – natürlich – nackt unter dem enganliegenden Cocktailkleid. Eine völlig unnötige Szene, voyeuristisch und schlichtweg unrealistisch.
Fazit des Films in Bezug auf die Rollenverteilung der Frauen scheint daher zu sein: Entweder oder. Emanzipatorisch hat der Film diesbezüglich überhaupt keinen Wert. Man könnte durchaus die Meinung vertreten, dass er im Gegenteil dazu beiträgt, ein machistisches, vielleicht gerne schulterklopfend dem romanischen Männertyp – Paris cité de l’amour (Paris, Stadt der Liebe) – zugestandenes Frauenbild zu festigen, zu entschuldigen. Die Präsenz von „Eva“ im Wettbewerb der Berlinale ist kaum nachvollziehbar, hebt er sich in seiner formalen und inhaltlichen Machart doch überhaupt nicht ab.

Im Übrigen kann selbst Altstar Isabelle Huppert, sehr geschätzte, enge Freundin des Festivaldirektors Dieter Kosslick, die Arm in Arm über den roten Teppich bei der Präsentation des Films auf der Berlinale schritten, den Film nicht veredeln. Sie wirkt uninspiriert und scheint sich bereits in „Elle“ an diesem Rollenprofil abgearbeitet zu haben, so dass sie hier nichts Neues mehr hinzufügen konnte.

Teresa Vena

Eva„, Regie: Benoît Jacquot; DarstellerInnen: Isabelle Huppert, Gaspar Ulliel, Julia Roy, Marc Barbe, Richard Berry.

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