68. Berlinale: „Rückenwind von vorn“ von Philipp Eichholtz


Mit "Rückenwind von vorn" eröffnet der Berlinale Regisseur Philipp Eichholtz die Perspektive Deutsches Kino 2018! In den Hauptrollen: Daniel Zillmann und Victoria Schulz. © Von Oma gefördert

Mit „Rückenwind von vorn“ eröffnet der Berlinale Regisseur Philipp Eichholtz die Perspektive Deutsches Kino 2018! In den Hauptrollen: Daniel Zillmann und Victoria Schulz. © Von Oma gefördert

Charlie will ausbrechen

Dass „Rückenwind von vorn“ in Berlin spielt, wird schnell klar. Nachdem zu Beginn auf eine Kindheitserinnerung der Hauptdarstellerin zurückgeblickt wird, zeigen die ersten Szenen im Jetzt Charlie (Victoria Schulz) und ihre beste Freundin (Amelie Kiefer) beim Feiern und dem obligatorischen Döner danach. Zum Nachtisch essen die beiden noch ein Eis – mitten auf einer großen Berliner Kreuzung. „Mach das mit Südkorea! Das tut dir gut!“, redet die Freundin, deren Asientrip kurz bevorsteht, Charlie zu. Kurze Zeit später bringt Charlie sie zum Flughafen und bekommt zum Abschied einen kleinen Zettel von ihr: „Öfter mal ausbrechen!“

Charlie ist seit Kurzem Grundschullehrerin in Berlin und ihr Job strengt sie ganz schön an. Außerdem macht sie sich Sorgen um ihre Oma (DEFA-Star Angelika Waller), die überraschend ins Krankenhaus eingeliefert wird. Ihr Freund Marco (Aleksandar Radenković) will unbedingt Vater werden, doch Charlie fühlt sich von allen Seiten unter Druck gesetzt und eigentlich noch gar nicht bereit für ein Kind. Lieber träumt sie weiterhin von Südkorea und skypt mit der besten Freundin alias „Dönergirl90“. Obwohl die Freundin Charlie von der Reise vorschwärmt und sich in Südkorea mit ihr treffen will, kann Charlie sich nicht dazu durchringen, einen Flug zu buchen.

Passenderweise liest Charlie gerade Ibsens „Nora oder ein Puppenheim„, das Theaterstück, in dem die Heldin am Ende aus der Enge und Unterdrückung der zu ihrer Zeit üblichen Konventionen ausbricht. Ibsens Drama ist nicht die einzige etwas plakative Anspielung: Über Charlies und Marcos Bett hängt das Filmplakat zu „Rebecca“ von Anna F. Kohlschütter, einem Film über eine rastlose junge Frau, die sich um ihren demenzkranken Vater kümmert und sich ansonsten durch Berlin treiben lässt.
Charlies lebensfroher Lehrerkollege Gerry (Daniel Zillmann) plant gerade einen Wohnwagentrip zum Balkan und begeistert sie mit seiner spontanen Art. Beim Karneval der Kulturen kommen die beiden sich näher und als Charlie beim Klößekochen für die kranke Oma scheitert, kommt ihr Gerry zu Hilfe – mit einer ungewöhnlichen Idee…

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