69. Berlinale: „Flatland“ von Jenna Bass


Den Eröffnungsfilm des 2019er Panoramas liefert Regisseurin Jenna Bass mit „Flatland“. © Flatland Productions

Die „Regenbogennation“ wird auf den Kopf gestellt

„Rainbow Nation“ lautet der Name, mit dem Südafrika nach dem Ende der Apartheid betitelt wurde. Ein Begriff, der angesichts der ungleichen Lebensverhältnisse und Spannungen innerhalb der Republik für Kontroversen gesorgt hat. Genau in dieser vermeintlichen „Regenbogennation“ ist der Neo-Western „Flatland“ angesiedelt.
Die junge Schwarze, Natalie (Nicole Fortuin) heiratet den weißen Polizisten Bakkies (De Klerk Oelofse). Doch bereits in der Hochzeitsnacht offenbart sich diese Entscheidung als eine Trauung mit dem Patriarchat in Reinform. Als der biedere Gesetzeshüter sie vergewaltigt, obwohl sie sich lautstark dagegen zur Wehr setzt, flieht sie in den Stall zu ihrem Pferd. Dort findet sie der Pfarrer, der den Eheschluss vollzogen hat, und versucht sie mit Gewalt zur Durchsetzung ihrer „Ehepflicht“ zu zwingen. In Notwehr erschießt Natalie ihn mit Bakkies‘ Dienstwaffe und flüchtet zu ihrer hochschwangeren Freundin Poppie (Izel Bezuidenhout). Gemeinsam erklimmen die Frauen den Pferderücken und machen sich auf den Weg durch die Wüstenlandschaft des Karoo. Währenddessen heftet sich die üppige Polizistin Beauty Cuba (Faith Baloyi) an die Fersen des ungleichen Paares.

Die Regisseurin Jenna Bass, die auch als Co-Drehbuchautorin des Überraschungshits „Rafiki“ agierte, setzt in ihrem Film auf eine direkte Konfrontation des Publikums mit dem Geschehen auf der Leinwand. Das Roadmovie versucht nicht, seine offensichtliche Symbolik zu verbergen. Der gewaltsame sexuelle Missbrauch der Protagonistin wird grausam in Szene gesetzt, davon zeugt ein roter Blutfleck auf Natalies weißem Hochzeitskleid bei der Flucht. Die Gespräche zwischen Natalie und Poppie sind gespickt von zahlreichen Zoten, ihr Ausbruch aus der aufgezwungenen Ordnung erfolgt mit Rasanz und Tempo. „Flatland“ möchte seinen Figuren auf keinen Fall mit den Mitteln eines unterkühlten, distanzierten Dramas begegnen. Es soll dahin gehen, wo es nicht langweilig ist, verkündet Poppie mit ihrem kugelrunden Bauch. Johannesburg ist das imaginäre Ziel. Der Weg dorthin gestaltet sich in episodischer Form. Das Duo trifft auf Trucker und Barbesitzer, es folgen Musikeinlagen, wilde Schießereien, Alkohol- und Drogenexzesse.

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