„MID90s“ von Jonah Hill



Hill beweist großes Talent bei der Inszenierung seiner sympathischen Coming-of-Age Geschichte. Es kommt dem Film zugute, dass die Rollen der Jugendlichen mit echten Skatern besetzt wurden, von denen viele hier ihre erste Filmrolle haben. Sunny Suljic agiert dabei als Sympathieträger, der noch eine kindliche Unschuld besitzt, aber auch einen unstillbaren Drang nach Rebellion und dem Ausbruch aus dem heimischen Umfeld in sich trägt. Dem wird die Sorge seiner überforderten Mutter und die Frustration seines großen Bruders gegenübergestellt. Während seine Mutter Probleme damit hat, dass ihr Sohn ein eigenes Leben außerhalb des Hauses und mit neuen Freunde entwickelt, die ihr Suspekt sind, reagiert Ian mit Enttäuschung auf seine zunehmende Distanz vom heimischen Umfeld. Beide meinen es auf ihre Art gut mit ihm, handeln jedoch mit ihrer Überfürsorge beziehungsweise der körperlichen Konfrontation nicht in seinem Interesse. Gerade in diesen Momenten liegt die große Stärke von „MID90s„, da aus den ganz normalen Problemen des Aufwachsens die vermeintliche Freiheit und das Abenteuer des Skatens an Bedeutung gewinnen.

Die Dialoge und das Zusammenspiel der Kids wirken ungemein authentisch. Sämtliche Darsteller entwickeln ganz eigene Figuren, die sich ihre Spitznamen durch bestimmte Eigenschaften verdient haben. „Fuckshit“ wird so genannt, weil er nach jedem guten Trick „Fuck! Shit! That was dope!“ sagt. „Fourth Grade“ heißt so, weil er so schlau wie ein Viertklässler ist. Und Ray hat keinen Beinamen, weil er der Coolste ist. Ihre Stärken und Schwächen gipfeln jedoch auch in Konflikten untereinander. Sie alle haben Ziele und Vorstellung, doch die Streitereien auf der Suche danach sind ebenso schnell vergessen, wie sie begonnen haben. Denn am Ende des Tages ist es das, was echte Freundschaften in der Jugend ausmacht. Und wie Stevie seinen Spitznamen „Sunburn“ bekommt, das ist eine Geschichte für sich.
Mit „MID90s“ beweist die US-Filmfirma A24 (u.a. „A Ghost Story“ & „Good Time“) erneut ein feines Gespür für besonderes Indie-Kino mit großem Erfolgspotential beim Publikum. Eine zugängliche und ansprechende Zeitkapsel, die einen Ausbruchsversuch aus der „teenage angst“ der 90er Jahren schildert. Genau dieser wird sich mit Sicherheit auch in jeder anderen Dekade so angefühlt haben.

Henning Koch

MID90s„, Regie: Jonah Hill, Darsteller*innen: Sunny Suljic, Katherine Waterston, Lucas Hedges, Na-Kel Smith, Olan Prenatt, Kinostart: 7. März 2019

GEWINNSPIEL…

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