70. Berlinale: „Streuner und Banditen“ (OT: „Sweet Thing“) von Alexandre Rockwell – Gläserner Bär



Indie-Ikone Alexandre Rockwell gelang 1992 der große Durchbruch mit „Alles Kino“ („In the Soup„), mit dem er direkt in Sundance gewann. Er wurde neben Quentin Tarantino, Robert Rodriguez und auch Allison Anders zu einem der Stars der amerikanischen Independent-Filmszene. Gemeinsam realisierten die vier Regisseure den Episodenfilm „Four Rooms“ (1995), Rockwell war für die Episode „The Wrong Man“ (mit seiner Ex-Frau Jennifer Beals) verantwortlich. Doch im Gegensatz zu Tarantino und mit Abstrichen Rodriguez nahm Rockwells Karriere nicht die ganz große Fahrt auf.
Erst mit „Little Feet“ gelang ihm 2013 wieder ein Achtungserfolg. Die Hauptrollen spielten darin Rockwells Kinder Lana und Nico. Die beiden stehen auch bei „Streuner und Banditen“ im Zentrum, dazu seine zweite Frau Karyn Parsons („Der Prinz von Bel-Air„) als Mutter der Kinder, ein gut aufgelegter Will Patton („American Honey„, „The Good Wife„) als Säufervater und der vor positiver Energie strotzende Debütant Jabari Watkins. Film als Family-Business.

Mit nicht mal zwei handvoll Darsteller_innen und dank Crowdfunding zusammengekratzter Mittel gelingt Rockwell nun das filmische Kleinod „Streuner und Banditen“ in schwarz und weiß. Es beeindruckt durch eine unglaublich dichte Erzählung. Von Beginn an ziehen die Kids die Zuschauer in ihren Bann, die an ihrer Seite durch die Mischung aus Märchen und Coming-Of-Age fiebern. Irgendwo muss für die doch ein kleiner Schatz am Ende des Regenbogens warten, der neben all dem Regen doch immer dann entstehen sollte, wenn sich mal wieder einige Sonnenstrahlen Bann brechen.

Denis Demmerle

Streuner und Banditen“ (OT: „Sweet Thing„) von Alexandre Rockwell; Darsteller_innen: Lana Rockwell, Nico Rockwell, Will Patton, Karyn Parsons, Jabari Watkins, ML Josepher

Bei der 70. Berlinale gewann „Sweet Thing“ den Gläsernen Bären der Sektion Generation.

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