70. Berlinale: „Welcome to Chechnya“ von David France – Panorama-Publikumspreis Dokumentarfilm und Amnesty International Filmpreis


„Welcome to Chechnya“ von David France gewann bei der 70. Berlinale den Publikumspreis als Beste Doku im Panorama. © Public Square Films

Verbrechen: Homosexualität

Chechnya, Tschetschenien, liegt im Südosten Russlands und ist eine unabhängig verwaltete Region. Der Dokumentarfilm von David France, ganz anders als der Titel vielleicht auf den ersten Blick suggerieren mag, eignet sich nicht für touristische Zwecke. Die gesamte jüngere Vergangenheit von Tschetschenien zeichnet sich durch Gewalt und Zerstörung aus. Seit den beiden Kriegen, der Vormacht Russlands und der Verfolgung von kulturellen und religiösen Minderheiten, gab es offenbar auch eine Phase des Wiederaufbaus und der Erholung.

Betrachtet man das beklemmende Bild, das der Dokumentarfilm „Welcome to Chechnya“ beschreibt, scheint diese längst wieder vorbei zu sein. Ein neuer Sündenbock ermöglicht es einigen Unzufriedenen, Frustration, Wut und vor allem Geltungsdrang auszuleben. Die Jagd auf Homosexuelle ist eröffnet. Wie makaber und geschmacklos das auch klingen mag, so fühlt sich die Realität an, die der Film präsentiert. Männer und Frauen, deren Homosexualität oder Transsexualität bekannt wird, bangen um ihr Leben. Die Bedrohung geht sowohl von Zivilisten als auch von Polizisten aus. Alles geschieht unter den Augen des lokalen Präsidenten Ramsan Achmatowitsch Kadyrow, der für seine rechtsradikale Einstellung bekannt ist und seit Jahren unter Beschuss steht, weil er zahlreicher Verletzungen der Menschenrechte beschuldigt wird. Die offizielle Unterstützung seiner Person durch Putin macht ihn in Russland zu einem mächtigen, vermutlich kaum antastbaren, Politiker.

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