„Die Geschichte vom Astronauten“ von Godehard Giese



Wenn gesprochen wird, dann so steif, pointiert und druckreif, als würde man ein Lineal an die Dialogpassagen eines Buches anlegen. Charlotte wohnt während ihrer Schaffenszeit bei einer älteren Frau namens Renate, die ihr als ideale Vorlage für den geplanten Roman dient. Während Renate wartet, dass ihr verschollener Ehemann eines Tages doch noch zurückkehrt, vertreibt sie sich die Zeit mit einem wesentlichen jüngeren Mann namens Sal. Eigentlich will Renate gar nicht mehr warten, sie will vergessen. „Ich stelle mir einfach vor, er sei gestorben.“ Auch dieses Prinzip ist nicht fremd: Für den Wartenden ist die Gewissheit des Todes manchmal besser als die Ungewissheit des Lebens. Ein schmerzendes Ende ist schließlich besser als gar keines.

Da Charlotte den Ausgang ihrer eigenen Buch- und Lebensgeschichte nicht vorausbestimmen kann, verweigert auch Giese einen definitiven dramaturgischen Schlusspunkt seiner filmischen Erzählung. Was nicht heißen soll, dass „Die Geschichte vom Astronauten“ kein Ende findet. „I Believe In Happy Endings“ prangt als Aufkleber auf Charlottes Laptop. Dabei hat sie längst verstanden, dass das Leben sich oftmals nicht um Wunschvorstellungen schert. Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Alina Impe

Die Geschichte vom Astronauten„, Regie: Godehard Giese, Darsteller: Godehard Giese, Stephanie Petrowitz, Ruth Diehl, Hubertus Hiess, Ursula Renneke, Svana Burger, Kinostart: 3. Dezember 2015

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