„Wiener Ecke Manteuffel“ von Florian Schewe


Mit "Wiener Ecke Manteuffel" sicherte sich  Regisseurt Florian Schewe den new berlin film award 2014. Foto: achtung berlin

Mit „Wiener Ecke Manteuffel“ sicherte sich Regisseurt Florian Schewe den new berlin film award 2014. Foto: achtung berlin

Eine Krankheit, die verbindet

HIV ist ein unbequemes Thema. „Gib AIDS keine Chance“, steht auf Plakaten, die für den Gebrauch von Kondomen werben. Allerdings relativ klein und diskret in der unteren Ecke des Motivs. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen stattdessen phallusförmige Obst- und Gemüsesorten, denen man ein Präservativ übergezogen hat. Manchmal auch Menschen, die es wahlweise „wild“, „soft“ oder „ehrlich“ bevorzugen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geht das Thema HIV mit einem humoristischen Unterton an und hat die Panikmache der 80er Jahre inzwischen durch optimistischere Kampagnen ersetzt. Viel ändern tut das allerdings nicht. Die Zahl der Neuinfektionen pro Jahr bleibt in Deutschland seit geraumer Zeit relativ konstant. Derzeit sind etwa 78.000 Menschen in der Bundesrepublik mit HIV infiziert.

Zu den Betroffenen zählen auch Pat und Dijana. Seit über 20 Jahren sind sie ein Paar. Kennengelernt hatten sie sich an der „Wiener Ecke Manteuffel„, einer Straßengabelung in Berlin-Kreuzberg. Seit 1981 ist Pat bereits infiziert, die Diagnose kam allerdings erst drei Jahre später. Seit 1996 nimmt er regelmäßig Medikamente. Dijana verliebte sich Anfang der 90er trotzdem in ihn. Und infizierte sich. Den Spruch „Gib AIDS keine Chance“ fand sie schon damals unzutreffend. „Ich sehe AIDS als Chance, mein Leben voll und ganz auszukosten“, sagt sie stattdessen.

Drei Jahre lang hat Regisseur Florian Schewe das Paar durch seinen Alltag begleitet. Monatlich wird die Virenbelastung geprüft, manchmal stehen Operationen an, einmal pro Woche kommt die Physiotherapeutin. Besonders Pat ist mittlerweile gesundheitlich stark eingeschränkt. Die aggressiven Medikamente greifen Knochen und Zähne an. Inzwischen trägt er ein künstliches Gebiss und kann sich nur langsam, mithilfe von Krücken, fortbewegen. Dagegen wirkt Dijana wesentlich agiler. Nur wenn sie ihr Kopftuch abnimmt und die wenigen verbliebenen weißen Haarbüschel enthüllt, wird deutlich, dass die medikamentöse Therapie auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen ist.

1 2