„Baamun Nafi“ von Mamadou Dia


Beim Festival von Locarno wurde Mamadou Dia für „Baamun-Nafi“ mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet. Foto: Afrikamera

Eine Vaterfigur für alle

Baamun Nafi“ bedeutet Nafis Vater. Dieser steht im Vordergrund des Films. Ein ausgeglichener und stolzer Mann, der als Imam das religiöse Oberhaupt einer kleinen abgelegenen Gemeinde irgendwo in Senegal verkörpert. Genau wie er, geniesst auch seine Familie den Respekt der Gemeinschaft, bei ihm holt man sich Rat, lässt Streitigkeiten schlichten, Ehen schließen und Beerdigungen ausrichten. Er kommt einem Friedensrichter gleich und übernimmt Aufgaben eines Bürgermeisters. Seine Figur wird im Laufe der Geschichte auf die Probe gestellt. Kann er zwischen dem Wohl seiner eigenen Tochter und dem des ganzen Ortes unterscheiden? Lässt er zu, dass eine tiefgreifende Rivalität zwischen Brüdern das Gemeinwohl belastet?

Von Verantwortung, Familie sowie Machtgier und Loyalität erzählt das Spielfilmdebüt des senegalesischen Regisseurs, Schauspielers und Fotomodel Mamadou Dia. Beim Festival von Locarno wurde er damit mit dem Goldenen Leoparden gekürt. Der Film zeichnet sich durch eine eher zurückhaltende Bildsprache aus, indem Dia auf übermäßigen Pathos verzichtet und auf eine Reduktion der Mittel setzt. Dazu beispielsweise die Variation der Spielorte. Im wesentlichen spielen die meisten Szenen im Haus der Familie des Tierno, wie die Hauptfigur von allen genannt wird, deren Hof, die Moschee oder auf dem Dorfplatz.

Mit der Rückkehr des älteren Bruders der Familie, Ousmane, aus dem Ausland kommt das Gleichgewicht vor Ort durcheinander. Zwischen den Brüdern bricht der alte Konflikt wieder auf. Ousmane versteht es, sich als neuer Heilbringer zu inszenieren. Er war Mitglied einer islamistischen Gruppierung, dessen Führer ihm viel Geld bereitstellt, das nun allen Wohlstand bringen soll. Dies allerdings unter der Bedingung, dass eine strengere Auslegung der islamischen Gebote durchgesetzt wird. Mit unerschütterlicher Strenge instruiert Ousmane einen der Dorfbewohner nach dem anderen, formt seine persönliche Miliz und sorgt gleich selbst für Bestrafung, wenn notwendig. Zu seiner Strategie, Bürgermeister des Ortes zu werden, gehört es auch, seinen Sohn mit Tiernos Tochter Nafi zu verheiraten. Indem der Sohn Tierno als neuen Imam ablöst, stünde seinem Machtaufstieg nichts mehr im Wege. Tierno wehrt sich dagegen, denn er fürchtet die Entwicklungen in Richtung Radikalisierung.

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