„Araf – Somewhere in Between“ von Yesim Ustaoglu


Im Zentrum von "Araf – Somewhere in Between" stehen die beiden Teenager Zehra (Neslihan Atagül) und Olgun (Baris Hacihan). (c) Filmfest München.

Im Zentrum von "Araf – Somewhere in Between" stehen die beiden Teenager Zehra (Neslihan Atagül) und Olgun (Baris Hacihan). (c) Filmfest München.

Bis sie sich in den mysteriösen Fernfahrer Mahur (Özcan Deniz) verliebt, der ebenfalls von ihr angetan zu sein scheint. Sie sieht in ihm ihre Eintrittskarte zur Freiheit. Auf zaghafte Annäherungen nach Arbeitsschluss folgen Nächte an unbekannten Orten. Irgendwann taucht der Mann nicht wieder auf und Zehra ist bereits im dritten Monat schwanger. Als Olgun von Zehras Zustand erfährt, macht er ihre Freundin Derya verantwortlich und wird gewalttätig. Unfähig mit der Situation umzugehen, kehrt Zehra ihren Kummer gegen sich und das in ihr wachsende Baby. Ustaoğlu beweist großes Mitgefühl mit ihrer Protagonistin und sorgt für gleichzeitig bedrückende wie eindringliche Momente, die nachwirken.

Yesim Ustaoglu hat viel Feingefühl für ihre Figuren. Immer wieder geht sie ganz nah an Zehras Gesicht, folgt dem neugierigen und wehmütigen Blick des jungen Mädchens und lässt das Publikum an der Enge ihrer Welt, in der es immer Winter zu sein scheint, teilhaben. Damit reiht sich die Regisseurin in ein Genre ein, das derzeit im türkischen Film sehr erfolgreich produziert wird: Das stille Sozialdrama. Ein ähnlich schwermütiges Bild der türkischen Seele zeichnen international bekannte Regisseure wie Nuri Bilge Ceylan, Semih Kaplanoglu oder Asli Özge.

In „Araf – Somewhere in Between“ wird dementsprechend wenig gesprochen. Vielmehr geben die entsättigten Bilder Einblicke in das Leben zweier junger Menschen, die mit der Begrenztheit ihrer Lebensumstände kämpfen. Der Titel Araf bedeutet auf Türkisch in etwa Limbo, die Vorhölle, und ist daher sehr passend gewählt. Die Protagonisten befinden sich in einem Alter, wo sich bereits viel entschieden hat, sie aber dennoch nicht selbstbestimmt agieren können. Für manches sind sie noch zu jung und für anderes bereits zu alt. Der Ort an dem sie arbeiten, ist ebenfalls ein Ort des Transits: Menschen kommen, um wieder zu gehen. Olgun und Zehra bleiben.

Deniz Sertkol

Araf – Somewhere in Between„, Drehbuch/Regie: Yesim Ustaoglu, Darsteller: Neslihan Atagül, Baris Hacihan, Özcan Deniz, Nihal Yalçin, Kinostart: 29. Mai 2014

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