„Styx“ von Wolfgang Fischer



An diesem Punkt endet Rikes Traumreise. Regisseur Wolfgang Fischer lässt sie erleben, was sonst nur abstrakte Meldungen in den Nachrichten sind, die zur traurigen Gewohnheit wurden. Als Ärztin bereit und dafür ausgebildet, Menschen zu helfen, stößt sie auf ein Boot voller Menschen, die offenkundig Hilfe benötigen. Vom Tod bedrohte Menschen, verzweifelt. Menschen, die alles zurückgelassen haben, um an einem anderen Ort Sicherheit zu finden und in Frieden leben wollen.

Mit Rike durchlebt der Zuschauer die ganze Hilflosigkeit des Einzelnen. Ihr Segelboot ist viel zu klein, um all die Menschen retten zu können, die auf diesem Schiff um Hilfe flehen. Sie würde nicht nur sich, sondern auch die weiter in Gefahr bringen, die der Tod bedroht. Sie hält sich an die Routinen, verständigt die Behörden, ersucht die großen Schiffe per Funk um Hilfe.
Sie appelliert an die Menschlichkeit und muss gegen ein System kämpfen, das keine Verantwortung übernehmen will.

Jeder kennt die Meldungen, in denen Nachrichten Ertrunkene beziffern. Menschen, die fliehen und nie ihr Ziel erreichen. Opfer einer globalisierten Welt, die sich verweigert. Durch die Augen der Ärztin Rike, sehr überzeugend von Susanne Wolff gespielt, erfährt der Zuschauer, wie es zu den Meldungen kommt. Sie gibt den Ertrunkenen ein Gesicht. Der Betrachter hofft, dass das, was einem in „Styx“ als Fiktion begegnet, nicht Realität ist – und weiß, dass das Gegenteil der Fall sein wird. Das lässt einen verzweifelt zurück. Und traurig.

Denis Demmerle

Styx„, Regie: Wolfgang Fischer, DarstellerInnen: Susanne Wolff, Gedion Oduor Wekesa, Kinostart: 13. September 2018

Bei der 68. Berlinale überzeugte das berührende Werk und wurde mit dem 2. Platz beim Panorama-Publikumspreis, dem Heiner-Carow-Preis, dem Preis LABEL EUROPA CINEMAS und dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet.

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