„Das Mädchen Hirut“ (OT: „Difret“) von Zeresenay Berhane Mehari


Die junge Hirut begehrt auf - gegen ihre Peiniger und eine Welt, die das zulässt. (c) Berlinale

Die junge Hirut begehrt auf – gegen ihre Peiniger und eine Welt, die das zulässt. (c) Berlinale

Himmelschreiendes Unrecht

Eben noch strahlt die 14-jährige Hirut Assefa, als sie ihr Lehrer lobt und sie erfährt, dass sie in die nächste Klasse versetzt wird. Wenig später wird der Tag ihr Leben – und auch das aller Frauen in Äthiopien – verändern. Auf dem langen Fußweg zurück nach Hause taucht eine Horde berittener Männer auf, die es auf sie abgesehen haben. Der Mopp erwischt Hirut, verschleppt und verprügelt sie. Einer der Männer vergewaltigt sie schließlich.

„Telefa“ nennt sich die widerwärtige äthiopische Tradition, bei der Männer ihre künftigen Ehefrauen entführen. Die Mädchen haben keine Chance, sich gegen die Zwangsheirat zu wehren. Im Fall von Hirut erfährt der Zuschauer, dass ihr Vater dem Werbenden die Tochter nicht anvertrauen wollte, aber der ist entschlossen, seinen Willen durch zu setzen und beruft sich auf das Recht der Telefa.

Die verschreckte Hirut fügt sich nicht in ihr Schicksal. Im Gegenteil: Sie nutzt einen achtlosen Moment ihres Peinigers und seiner Komplizen und ergreift mitsamt seinem Gewehr die Flucht. Natürlich bemerken die Männer das schnell. Sie verfolgen und stellen das geschundene Mädchen. Hirut weigert sich instinktiv, sich aufzugeben und feuert Schüsse aus der schweren Waffe ab. Während der erste sein Ziel noch verfehlt, tötet der zweite den Mann, der sie misshandelte.

Die anderen stürzen sich auf Hirut, überwältigen sie und wollen sie sogleich richten, doch eine Patrouille kommt rechtzeitig dazwischen, um die Selbstjustiz zu verhindern. Sie überführen das verletzte und verschüchterte Mädchen ins Gefängnis, denn an ihrer Schuld zweifeln keiner. Ein Mädchen, das einen jungen Mann erschießt… Ein klarer Fall, ihr droht die Todesstrafe.

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