„The Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson



Die Geschwindigkeit mit der sich das Andersoniversum schon nach wenigen Sekunden zu drehen beginnt, ist gewohnt schwindelerregend. Mit präziser Hand, stilsicher und detailreich choreographiert der Regisseur seine zahllosen Ideen, Geschichten und Protagonisten wie ein Imker einen Bienenschwarm. Er ist der Puppetmaster, der die Puppen tanzen lässt und mit ekstatischer Spielwut ihre Posen an deren Strippen diktiert. Alles hat seinen Platz, seine Form und seine Ordnung. Alles ist bunte Staffage. Tilda Swinton bezeichnete es in der Pressekonferenz als die „aufregendste Kostümparty, die man sich vorstellen kann“. Und wäre „The Grand Budapest Hotel“ tatsächlich ein Buch, dann wäre es wohl eins dieser Pop-up Bücher, in denen dekorativ inszenierte Aufklappbilder einem beim Umblättern entgegenspringen.

Neben Stefan Zweig inspirierten den aus Texas stammenden Regisseur auch die Screw Ball Comedys oder Stehgreifkomödien eines Gouldings oder Lubitschs. Und in der Tat erinnert die Dynamik des Katz- und Mausspiels und der im Hotel erzählten Geschichten und seiner Figuren an Filme wie „Grand Hotel“ (1932) oder „To be or not to be“ (1942). Andersons kindlich-melancholischer Humor hingegen speist sich neben den skurrilen Schauplätzen und Monty Python ähnlichen Grotesken hauptsächlich aus den karrikaturartigen Helden, bestehend aus einem herausragenden Cast, darunter Ralph Fiennes, William Dafoe, Jeff Goldblum, Tilda Swinton oder Jude Law und – man möchte fast sagen, der Anderson Filmfamilie, denn alte Bekannte wie Bill Murray oder Owen Wilson sind immer wieder dabei.

Ob Andersons Filme zukünftig noch stärker auf die Form setzen und gar die Geschichten allmählich den Formspielereien eines mathematischen Geistes weichen, wird sich noch zeigen. „The Grand Budapest Hotel“ jedenfalls ist neben all der handwerklichen Perfektion eine Hommage an Autorenschaft, Erzählkunst und das Erinnern.

SuT

The Grand Budapest Hotel„, Regie: Wes Anderson, Darsteller: Ralph Fiennes, Tony Revolori, Bill Murray, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Kinostart: 6. März 2014, auf DVD ab 5. September 2014

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