„Das Glück der großen Dinge“ von Scott McGehee & David Siegel


In kriselnden Ehen ersetzen häufig jüngere Partner den alten. In "Das Glück der großen Dinge" kommt diese Aufgabe Alexander Skarsgård und Joanna Vanderham zu...

In kriselnden Ehen ersetzen häufig jüngere Partner den alten. In "Das Glück der großen Dinge" kommt diese Aufgabe Alexander Skarsgård und Joanna Vanderham zu...

Nachdem die Risse in der Beziehung des Paares in der Midlife-Crisis nicht mehr zu kitten sind, bereiten die Zerstrittenen das letzte Gefecht vor: Scheidung plus Sorgerechtsstreit. Denn Maisie, das offenkundig beste Erzeugnis der gemeinsamen Jahre, reklamieren beide für sich. Rücksichtslos ziehen die sich nicht mehr Liebenden die Kleine in den mit harten Bandagen gefochtenen Kampf hinein. Die flattrige Rockstarmutter hat das Nachsehen und muss mit ansehen, wie ihr Ex zum vermeintlich vernichtenden Schlag ausholt: Die junge, Masie doch so zärtlich umsorgende, Margo kümmert sich weiter um das Mädchen – als ihre neue Stiefmutter.

Das lässt eine Egozentrikerin wie Susanna nicht auf sich sitzen und schwupps heiratet sie Barkeeper Lincoln (Alexander Skarsgård), den sie auf einer ihrer Rockstar-Partys kennenlernte. Mit ihm an ihrer Seite soll das Familiengericht die getroffene Entscheidung revidieren und ihr Maisie zusprechen. Erfahrene Scheidungskinder und Küchenpsychologen erkennen sofort: Hier geht es schon lange nicht mehr ums Kindeswohl, das Geschehen auf der Leinwand ist auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten angekommen. Auf diesem überbieten sich Maisies Erzeuger mit gegenseitiger Gehässigkeit und unterlassener Liebe zu denen, die sie umgeben. Und klar, Margo und Lincoln, lernen sich auch kennen, denn sie baden den ganzen Mist, den das Rosenkrieg-Paar verursacht, aus – an Maisies Seite.

Die Leistung von „Das Glück der großen Dinge“ und den Regisseuren McGehee & Siegel besteht darin, dass sie eine durchaus hintersinnige Scheidungstragödie durch die Augen eines stets zuckersüßen Kindes entstehen lassen. Maisie definiert als uneingeschränkter Sympathieträger die Wahrnehmung auf die Menschen um sie herum und entblößt deren Tun durch die ehrliche Liebe, die sie ihnen entgegenbringt. Wer Maisie nach diesen 99 Minuten nicht den Eltern entreißen und Zwangsadoptieren will, hat kein Herz oder quält in seiner Freizeit Katzenbabys. Das liegt an der bemerkenswerten Performance der kleinen Onata Aprile, aber auch an der schauspielerischen Klasse der „Großen“, allen voran die narzistisch-garstige Julianne Moore, die sogar für den Soundtrack des Films mit dem englisch-amerikanischen Indie-Duo The Kills einige Songs einspielte und auch da ein Talent offenbart.

Denis Demmerle

Das Glück der großen Dinge„, Regie: Scott McGehee & David Siegel, Darsteller: Onata Aprile, Julianne Moore, Alexander Skarsgård, Joanna Vanderham, Steve Coogan, Kinostart: 11. Juli 2013

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