„Delta“ von Romy Lagodka (Mai 18)


Regisseurin Romy Lagodka animiert in "Delta" ihre Tänzer.

Regisseurin Romy Lagodka animiert in „Delta“ ihre Tänzer.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne.
Nach Ostkaktus“ von David Vagt im Februar und Ships With Holes Will Sink von Wayne Harvey im April folgt nun „Delta„. Wie immer dürft ihr euch auf den kompletten und Kurzfilm und auf unser Interview mit dem Filmemacherin Romy Lagodka freuen.

Viel Vergnügen!

Romy, worum geht es in deinem Film?
Romy Lagodka:
Delta“ ist ein Versuch, sich mit der Vergänglichkeit auseinander zu setzen und mit dem, was bleibt.

Wie ist die Idee dazu entstanden?
Erst entstand die Metapher des Menschen, der mit dem, was er erlebt, liest, sieht oder wen er trifft, gefüllt ist. Die Vergänglichkeit dessen und Dinge, die es schaffen, mit in die Zukunft getragen zu werden. Ich hatte diesen Gedanken seit einem Jahr immer wieder. Ich glaubte, dass es eine Wahrheit ist, die wichtig ist und dargestellt werden muss. Dann habe ich nach Wegen zur Verwirklichung gesucht. Im Oktober hatte ich das Glück, Alkim zu treffen und als ich ihr meine Idee und erste Überlegungen für die Umsetzung erzählt habe war der zweite Schritt gemacht. Sie wollte bei der Umsetzung helfen.

Delta_Open_Screening_3Wie ist die Zusammenarbeit mit den TänzerInnen gelaufen?
Die Zusammenarbeit mit Alkim und Corn war wunderbar. Beide haben genau verstanden, worum es mir geht. Dazu muss man sagen, dass ich die visuelle Beschreibung sehr knapp gehalten hatte: „Tänzer, die animiert werden.“ Wir haben von der Metapher ausgehend gemeinsam eine Geschichte und einen dramaturgischen Bogen erdacht, dazu habe ich ihnen Pinas und Kantors Tanztheater nahe gebracht, die ich beide als Künstler sehr schätze. Mit Ihrer Choreographie haben Alkim und Corn eine sehr durchdachte Synthese dessen geschaffen und die emotionale Ebene unendlich erweitert.

Wie wurde gedreht?
Um die Körper der Tänzer mit einer Animation zu füllen, mussten wir im Green Screen drehen. Gedreht habe ich aus der Hand mit einer stabilisierten Kamera, um so die Dynamik der Choreographie zu erhalten. Während der Proben für die Choreographie habe ich zur Dokumentation gedreht und dabei Einstellungen getestet. So hatte ich eine genauere Vorstellung, was ich bei dem entscheidendem Dreh wie haben wollte.

Wie war die Arbeit am Film?
Delta“ ist für uns drei ein Debüt, für das wir zusammen ins kalte Wasser gesprungen sind. Ich habe viel dazugelernt: Wie ich meine Ideen erzählen und erklären soll – und dass wo ein Wille ist, tatsächlich ein Weg ist. Obwohl ich die Produktion und die Postproduktion alleine gemacht habe, war das Entscheidende an der Arbeit für mich das, was wir zusammen gemacht haben. Ich habe „Delta“ nicht mehr nur für mich gemacht, sondern auch für Alkim und Corn. Eine Anekdote dazu, wie wir zusammen gekommen sind: Ich kannte Alkim durch Freunde und wusste, dass sie ihr ganzes Leben lang getanzt hat, aber seit zwei Jahren durch andere Prioritätensetzung leider nicht mehr. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf vermutete ich, dass sie bestimmt wieder sehr gerne etwas in der Richtung machen würde. Dann kam Corn dazu. Alkim hatte ihn mal auf dem Heimweg tanzen sehen, ihn darauf angesprochen und Nummern ausgetauscht. Das war Anfang 2017. Im Oktober rief sie Corn an, um Teil von „Delta“ zu werden. Es stellte sich heraus, dass er nur noch einen Monat in Berlin bleiben würde. Glück im Unglück, denn wir hatten unser fehlendes Drittel von „Delta„. Wir waren drei Unbekannte, die gemeinsam diesen Film machen wollten, drei Flüsse, die zu einem Delta zusammenkamen.

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