„Der Hauptmann“ von Robert Schwentke



Schmerzhaft werden die Darstellungen von Gewalt dadurch, dass sie zum einen den Großteil des Films ohne Konsequenzen bleiben und zum anderen durch den beinahe satirischen Ton, den „Der Hauptmann“ immer wieder anschlägt. Besonders bei der Bebilderung der Bürokratie in Zeiten des Krieges fällt dies auf. Kameramann Florian Ballhaus, der beim Filmfestival in San Sebastian für seine Arbeit ausgezeichnet wurde, wählt Bildkompositionen, die an Komödien aus der Ära des Schwarzweißfilms erinnern. Doch auch an anderer Stelle findet sich diese satirische Komponente, die sich nur schwer mit der Thematik des Films zusammenbringen lässt.

Am Ende ist das Interessante an „Der Hauptmann“ seine Schwerpunktsetzung. Die Frage danach, ob Herolds wahre Identität aufgedeckt wird, steht nicht, wie zu erwarten wäre, im Zentrum des Films. Auch die Frage nach seiner Motivation wird nicht weiter beleuchtet. Bis zum Ende hat der Protagonist weder eine Hintergrundgeschichte noch eine klar definierte Persönlichkeit. Viel eher wirft „Der Hauptmann“ Fragen zu Machtlegitimation und Obrigkeitshörigkeit auf, die sich allzu leicht auch auf die heutige Zeit anwenden lassen.

Emily Grunert

Der Hauptmann„, Regie: Robert Schwentke, DarstellerInnen: Max Hubacher, Milan Peschel, Frederick Lau, Alexander Fehling, Samuel Finzi, Kinostart: 15. März 2018

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