„Domino Effekt“ von Elwira Niewiera & Piotr Rosołowski


"Domino Effekt" gewann 2014 sowohl den nationalen als auch den internationalen Wettbewerb des Filmfestivals Kraków und die Goldene Taube im Deutschen Wettbewerb beim DOK Leipzig.  Foto: Dok Leipzig

„Domino Effekt“ gewann 2014 sowohl den nationalen als auch den internationalen Wettbewerb des Filmfestivals Kraków und die Goldene Taube im Deutschen Wettbewerb beim DOK Leipzig. Foto: Dok Leipzig

Kampf um Anerkennung und Liebe

Im Hafen von Sachumi am Schwarzen Meer rottet ein Schiffswrack vor sich hin, das an einen gestrandeten Wal erinnert. Hinter der mit Palmen bespickten Strandpromenade schweigen zerbombte Gebäude von der Vergangenheit und der Platz der Freiheit strotz vor Tristesse.
Wir befinden uns in Abchasien, einem Land, das auf keiner Weltkarte dieser Erde verzeichnet ist und nur von vier Staaten anerkannt wird. Einem Land, das sich vor mehr als zwanzig Jahren nach einem blutigen Bürgerkrieg von Georgien unabhängig erklärte und seitdem um Anerkennung kämpft.
Was bedeutet es, in einem Staat zu leben, von dem die Welt nichts wissen will?

Die Antwort suchen Regisseurin Elwira Niewiera und ihr Kollege Piotr Rosołowski im Rahmen der behutsamen und intimen dokumentarischen Liebesgeschichte, von der „Domino Effekt“ erzählt.

Rafael ist Sportminister der kleinen Kaukasusrepublik Abchasien. Natascha, eine russische Opernsängerin, hat für Rafael ihre Tochter und Karriere in Russland zurückgelassen, um sich mit ihm ein neues Leben aufzubauen. Während Rafael voller blindem Enthusiasmus die Domino-Weltmeisterschaft vorbereitet, bleibt Natascha etwas desillusioniert und untätig zurück. Sie unterrichtet in einem Ruinen-Kulturhaus Gesang, da sie trotz Universitätsdiplomen keinen Job findet. Zwischen Nataschas Enttäuschung über die Ablehnung der Menschen, die sie überall erfährt und Rafaels ungebrochenem Patriotismus entspinnen sich auf Mikro-Ebene immer größere Probleme, die auch symbolisch für die schwierige Lage der Region und das Verhältnis zu Russland gesehen werden können. Obgleich der Konflikt mit Georgien immer noch aktuell ist, spielt vor allem das zwiespältige Verhältnis zu Russland, von dem Abchasien wirtschaftlich abhängig ist, eine Rolle.

„Der Kaukasus ist so ein Mittelding zwischen Europa und dem Orient“, erklärt Rafael seiner Natascha am Strand. Um dieses Dazwischen geht es immer: Um ein Land zwischen Unterdrückung, Stolz und Kampf um Anerkennung, um eine Liebe zwischen verschiedenen Vergangenheiten, Gegenwarten und auf der Suche nach einer gemeinsamen Zukunft.

1 2