„Drei Schritte zu Dir“ von Justin Baldoni


Haley Lu Richardson überzeugt als an Mukoviszidose erkrankte Stella in „Drei Schritte zu Dir“. Foto: Universal Pictures

Lieben oder Leben

„Jeder Atemzug ist ein Geschenk!“ – Stella (Haley Lu Richardson) ist vieles: Vloggerin, Optimistin, hilfsbereit, Kontrollfreak, empathisch, aber eines ist sie nicht – Gesund. Sie leidet an Mukoviszidose – eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der Körperflüssigkeiten wie zum Beispiel Speichel viel zäher ist als üblich. Wegen ihrer Krankheit verbringt Stella schon fast ihr ganzes Leben im Krankenhaus. Regeln und Selbstkontrolle bestimmen ihren Alltag. Hoffnung auf eine Spenderlunge ist da, wenn da nicht der rebellische Mit-Patient Will Newman (Coule Sprouse) wäre. Durch ihn fängt sie an, alle Regeln zu brechen und ihre sonst so eiserne Disziplin wird auf eine harte Probe gestellt. Zwischen Stella und Will entwickelt sich eine zarte Liebe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Warum? Will leidet ebenfalls an Mukoviszidose. Bei ihm sind die Bakterien aber aggressiver. Steckt sich Stella mit Will’s Bakterien an, ist jede Hoffnung auf eine neue Lunge und damit ein halbwegs normales Leben dahin. Die oberste Regel lautet daher: Vier Schritte Sicherheitsabstand! Doch trotz bestehender Distanz knistert es gewaltig zwischen den beiden Teenagern. Stella steht nun vor der Entscheidung: Lieben oder Leben?

Justin Baldoni („Jane – The Virgin„) feiert mit „Drei Schritte zu Dir“ sein Regiedebüt. Anders als bei Filmen wie „Du neben mir“ oder „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ basiert dieser Film nicht auf einen vorangegangenen Roman, sondern besitzt ein extra für die Leinwand entwickeltes Drehbuch. Besonders hervorzuheben ist, dass der Film von seinen Emotionen und Bildern, weniger von seinen Dialogen lebt. In vielen Nah- und Detailaufnahmen geben die Filmemacher Einblicke in das nervenaufreibende Krankenhausleben und die Gefühlswelten der Protagonisten. Dabei werden allerdings viele der Figuren stereotypiert oder überzeichnet. So werden selbst die Hauptcharaktere mit typischen Teenie-Romanzen-Klischees versehen: der schwule beste Freund, die überarbeitete Krankenschwester, der rebellische Charmeur (der sich aus Liebe ändern möchte) und die selbstbewusste, nach Liebe und Leben suchende Protagonistin. Viele der Figuren werden nur oberflächlich betrachtet und sind mehr oder weniger Beiwerk. Nur die Figur der Stella bekommt eine tiefgründigere Geschichte zugeschrieben. Dennoch ist der Film anders als die bisherigen Teenager-Stoffe, bei dem mindestens eine Hauptfigur schwer krank ist. Die Filmemacher arbeiten neben einem reduzierten Handlungsort auch mit weniger Schmalz. Die gezeigten Bilder kurbeln die eigene Gedankenwelt an und der Stoff erreicht eine gewisse emotionale Tiefe ohne Kitsch.

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