„Du musst dein Ändern leben“ von Benjamin Riehm


Du musst dein Ändern leben“ ist ein gelungenes Portrait vom Leben kreativer Visionäre im gegenwärtigen Berlin und zeitgleich auch irgendwie ein Neukölln-Film. Immer wieder blitzt die Mentalität des Stadtteils auf, erscheinen verschrobene Nachbarn und engagierte Unterstützer. Riehm ist etwas Wichtiges gelungen: er dokumentiert Bau- und Entwicklungsprozesse und ist dabei objektiv, ohne distanziert, unpersönlich oder zu sachlich zu sein. Die Doku bietet immer wieder Potenzial zum Schmunzeln, was vor allem an den spannenden Charakteren hinterm „Klunkerkranich“ liegt, die der Zuschauer schnell ins Herz schließt. Neben den selbst gedrehten und gestochen scharfen Bildern, nutzt Riehm immer wieder verwackelte Videoaufnahmen, die mit Handy oder Digicam auf vergangenen Events entstanden sind. Auch Dorle dokumentiert die Vergangenheit der fünf Freunde in einem Fotoalbum, in das sie immer wieder Einblick gewährt.

Die zwei Jahre Arbeit am „Klunkerkranich“ beobachtet Riehm schrittweise, teils im Zeitraffer. Die Filmmusik entspricht der Dachbar vollkommen und rundet den Film ab: viel Electro, Electro-Swing aber auch ruhigere Töne. Dafür, dass die Doku der Abschlussfilm von Benjamin Riehm ist, hat er ausgesprochen viel Zeit für die Produktion aufgewandt.
Jede Drehminute hat sich gelohnt. „Du musst dein Ändern leben“ vermittelt ein stürmisch drängerisches Lebensgefühl. Langsam aber sicher schleicht sich an den Kinosessel die Lust heran, sich endlich selbst im Stadtbild auszuleben – oder wenigstens der Dachbar wieder einmal einen Besuch abzustatten. Jeder, der zu Partys im „Kranich“ oder „Fuchs und Elster“ strömt, sollte auch unbedingt diesen Film kennen.

Cindy Böhme

Du musst dein Ändern Leben„, Regie: Benjamin Riehm, DarstellerInnen: Robin Schellenberg, Dorle Martinek, Dorian Matzurek, Julian Reetz, Alexei Fittgen, Kinostart: 2. Juli 2015

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