„Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ von Roy Andersson


Regisseru Roy Andersson gewann in Venedig mit "Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach" den Goldenen Löwen. Im Bild: Roger Fogelberg © Neue Visionen Filmverleih

Regisseur Roy Andersson gewann in Venedig mit „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ den Goldenen Löwen. Im Bild: Roger Fogelberg.
© Neue Visionen Filmverleih

Die Absurdität des menschlichen Lebens

Meine Szenen sollen die Missverständnisse und Fehler jener Leute zeigen, die sich treffen, ohne eine Verbindung einzugehen, weil sie nur erreichen wollen, was sie für wichtig halten, und glauben, keine Zeit zu haben.“ Mit diesen Worten beschreibt Roy Andersson die Ambition für seine Trilogie über das menschliche Wesen, welche er zur Jahrtausendwende begonnen hat. „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach„, der diesjährige Gewinner des goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig, ist der Abschluss dieses stilistisch und konzeptionell bemerkenswerten filmischen Dreiteilers. Das Gezeigte wird in streng komponierten, größtenteils statischen Plansequenzen eingefangen, die wie Gemälde arrangiert sind. Darin lassen sich indirekte Verweise auf Edward Hopper, Otto Dix oder Georg Scholz erkennen. Während der erste Teil der Trilogie „Songs from the Second Floor“ (2000) einen Abgesang auf die traditionelle schwedische Arbeits-, Werte- und Religionskultur darstellte, arbeitete der Nachfolger „Das jüngste Gewitter“ (2007) die Menschlichkeit der lakonischen und deprimierten Figuren auf komische Weise heraus. „Eine Taube sitzt auf einem Zweig…“ stellt wiederum das Surreale und die Absurdität der menschlichen Schicksale in den Mittelpunkt.

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Wer die bisherigen Teile gesehen hat, ahnt also bereits, was ihn erwartet: Verschiedene triviale und unzusammenhängende Geschichten, die sich im Laufe des Films einige Male überkreuzen. Im Zentrum stehen diesmal die eingefallenen und griesgrämigen Scherzartikelverkäufer Jonathan (Holger Andersson) und Sam (Nisse Westblom), die auf völlig humorlose Weise versuchen, bewährte Produkte wie Vampirzähne, Lachsäcke und Monstermasken unter die Leute zu bringen. Ihr Geschäft läuft jedoch schlecht, das Interesse an den Artikeln ist begrenzt und die Zahlungsmoral der wenigen Käufer ist mehr als fragwürdig. Des Weiteren sehen wir drei skurrile Begegnungen mit dem Tod, eine alternde Flamenco-Lehrerin, die die körperliche Nähe zu einem ihrer Schüler sucht und einiges mehr. Die Geschichten spielen dabei jedoch nicht in einem klar definierten Zeit- und Raumverhältnis. So begegnen Jonathan und Sam in einer Kneipe beispielsweise dem König Karl XII, der sich mit seiner Armee im Jahr 1708 auf Kriegszug gegen Russland befindet und einen jungen Barmann rekrutiert, der sich ihm anschließt. In einer anderen Szene treiben britische Kolonialisten eine Gruppe schwarzer Sklaven in einen gigantischen Kupferzylinder, unter dem sie ein Feuer entfachen. Der Zylinder beginnt sich zu drehen und die Schreie der Opfer verwandeln sich in eine anmutige musikalische Melodie.

Hier einige Eindrücke vom Film …

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