„German Angst“ von Buttgereit, Kosakowski und Marshall


Buttgereits "Final Girl" eröffnet die Trilogie "German Angst". (c) Pierrot Le Fou

Buttgereits „Final Girl“ eröffnet die Trilogie „German Angst“. (c) Pierrot Le Fou

Düstere Abgründe in der deutschen Landeshauptstadt

Das deutsche Kino ist gemeinhin kaum für den fantastischen Film bekannt. Einer der wenigen namhaften Vertreter des Underground Horrors dürfte hierzulande Jörg Buttgereit sein. Mit seinem berüchtigten, im Super 8 Format gedrehten Amateur-Streifen „Nekromantik“ sorgt er seit 1987 für einige Kontroversen. Vor allem im Zuge des Video-Booms der 90er Jahre konnte er sich mit diesem bizarren Werk auch international unter Genre-Freunden einen Namen machen. Zusammen mit Michal Kosakowski und Andreas Marshall hat Buttgereit nun einen Episodenfilm in Berlin gedreht, der die Ästhetik der Exploitation-Filme vergangener Jahrzehnte aufgreifen und in die Neuzeit transferieren soll. In drei verschiedenen Geschichten setzen sie sich dabei mit Formen der „deutschen Angst“ auseinander.

Final Girl“ von Buttgereit ist der erste Beitrag zu „German Angst„. Dieser eröffnet mit einem kindlich erscheinenden jungen Mädchen, welches auf dem Bett in ihrer Wohnung liegt und sich aufopferungsvoll um ihre Meerschweinchen kümmert. Wir beobachten, wie sie in der Küche kocht, auf dem Klo sitzt oder Radio hört. Und dann ist da noch das Zimmer, in dem ein gefesselter Mann auf dem Bett liegt.

Zahlreiche Closeups und Detailaufnahmen zeigen Einrichtungsgegenstände, Fotos an den Wänden, Meerschweinchen und die fast schon gewöhnlichen Alltagsgeschehnisse. Wäre da nicht der Fall, dass sie sich mit einer Gartenschere auf den gefesselten Mann auf dem Bett setzt und beginnt, ihn damit zu kastrieren. Aus dem Off berichtet sie, wie man am besten bei der Kastration eines Meerschweinchens vorgehen soll. Dazwischen sind immer wieder analoge Filmaufnahmen des Mannes in der Wohnung eingeschnitten. Wir können wohl davon ausgehen, dass es sich um ihren Vater handelt, welcher in einer missbräuchlichen Beziehung zu ihr steht. Schließlich schneidet sie ihm mit einem elektrischen Messer die Kehle durch. Oder war das alles ein Traum?! Viel mehr passiert nicht, der filmische Aufbau und die Montage erzeugen keinen herkömmlichen Spannungsbogen. Was das alles mit der Angst zu tun haben soll, geht aus dieser Inszenierungsweise nicht hervor. Das Mädchen wirkt vielmehr gleichgültig. Die solide Kameraarbeit stammt von Sven Jakob-Engelmann, der ebenfalls bei den anderen beiden Episoden die Bildgestaltung übernommen hat. Auch wenn das Ergebnis weitaus professioneller aussieht als seinerzeit „Nekromantik„, bewegen sich die schauspielerischen Leistungen lediglich auf gutem Amateurniveau. Die Missbrauchsgeschichte sowie die motivationslos eingestreuten blutigen Effekte bleiben somit simple Provokationsversuche.

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