„Interruption“ von Yorgos Zois


Es folgen bizarre und verstörende 110 Minuten voller Anspannung, in denen die Bühne zum Schauplatz des Schreckens mutiert, denen die Zuschauer ohne eine Protestnote beiwohnen. Selbst nach einem Mord in der Kulisse und Zwischenrufen der Schauspieler, die ihrerseits beginnen, das Spiel zu durchbrechen, bleibt das Publikum unbeirrt auf den Stühlen sitzen und gibt Zwischenapplaus. Und auch von einer brutalen Verfolgung im Foyer lässt sich ein Toilettengänger nicht weiter irritieren.

Regisseur und Drehbuchautor Yorgos Zois reflektiert in seinem Film über den komatösen Zustand einer Gesellschaft, die selbst dem Unfrieden stiftenden Chaos nur als Zuschauer gegenübersteht und in dieser Rolle unbeteiligt verharrt. Zois nutzt die Kraft der Kunst, das Theater und den Film, als Spiegel ihrer Gegenwart oder – wie Schopenhauer es beschrieb – als Instrument, um „das wahre Wesen der Dinge, des Lebens, des Daseins, zu erfassen“. Durch ihre Fähigkeit, die Dinge in andere Zusammenhänge zu stellen und sie herauszuheben aus ihrer alltäglichen Wahrnehmung, werden sie unversehens sichtbar und erfahrbar. Debütregisseur Yorgos Zois bedient sich genau dieses Potentials der Künste, um eine Gesellschaft und ihr Verhalten, ihr Agieren und Reagieren zu sezieren. In einer außergewöhnlichen Erzählung und mit klaren Bildern richtete er damit den Blick auf komplexe politische und soziale Fragen unserer Gegenwart. Ein bemerkenswertes Debüt, für das sich bislang noch kein deutscher Verleih interessiert.

SuT

Interruption„, Regie: Yorgos Zois, Darsteller: Alexandros Vardaxoglou, Maria Kallimani, Alexia Kaltsiki

Termin bei der Hellas Film Box:
Freitag, 20. Januar um 20:30 Uhr im Kino Babylon Berlin-Mitte (Saal 2)
 

1 2