„Höhere Gewalt“ von Ruben Östlund


Eine Lawine weckt in  "Höhere Gewalt" von Ruben Östlund den Selbsterhaltungstrieb - und löst damit die eigentliche Katastrophe aus. © Alamode Film

Eine Lawine weckt in „Höhere Gewalt“ von Ruben Östlund den Selbsterhaltungstrieb – und löst damit die eigentliche Katastrophe aus. © Alamode Film

Wäre er am Tisch geblieben…

„Ich habe zwei Jahre lang eine Therapie gemacht. Gebracht hat es nichts“, erklärt Matts Tomas inmitten der Schneemassen in den französischen Alpen. „Dann habe ich fünf Minuten lang geschrien. Danach ging’s mir viel besser.“ Die beiden Enddreißiger sind auf der Suche nach einem Ausweg für Tomas‘ Krise. Der verbringt gerade einen Kurzurlaub mit Frau und Kindern und hat schon am zweiten Tag die Familienwogen völlig aus den Fugen gebracht.

Mitten beim Mittagessen auf der Restaurant-Terrasse kam eine Lawine mit voller Wucht auf sie zugerast. Tomas war der erste, der vom Tisch wegeilte, allerdings nicht ohne sein iPhone noch flux zu holen. Ebba blieb mit den Kindern zurück. Das große Unglück blieb aus. Was aber blieb: eine tiefe Enttäuschung bei Frau und Kindern. Der männliche Beschützerinstinkt war im Angesicht der Katastrophe zuerst davon gesegelt und mit ihm Tomas‘ Ego – nur dass sich Tomas das nicht eingestehen will.

Wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten, ist die große Frage, an der sich Ruben Östlund („Play„, 2011) in seinem Film „Höhere Gewalt“ auf unterhaltsame Weise entlang angelt. Anhand einer Kleinfamilie und dem männlichen Rollenbild seziert der Däne diese Fragestellung aufs Köstlichste.

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