„Kid-Thing“ von David Zellner


)

Sich in eine derartige Lage zu versetzen, fällt einem schon als Zuschauer beim Betrachten schwer und umso erstaunlicher ist es, dass Sydney Aguirre, für die „Kid-Thing“ übrigens die erste Hauptrolle in einem Spielfilm war, das offensichtlich konnte. Die Jungschauspielerin verkörpert eine Figur, die überhaupt nicht damit beschäftigt ist, aufgrund kindlicher Unschuld Sympathiepunkte zu sammeln. Was sie tut, ist zum Teil durchaus bösartig und unrecht, etwa wenn sie die Geburtstagstorte eines Mädchens im Rollstuhl mit dem Baseballschläger plattmacht und anschließend das Geschenk klaut. Allerdings macht „Kid-Thing“ deutlich klar, dass nicht sie selbst daran Schuld ist: Annie kann und will niemandem gefallen, lebt sie doch in einer Welt, aus der sie eigentlich ausbrechen möchte, weil sich niemand einen Dreck um sie schert. Die große Leistung von Regisseur David Zellner ist wohl, dass der Film soziale Probleme kritisch betrachtet, dabei aber völlig auf den moralischen Zeigefinger verzichtet. „Kid-Thing“ funktioniert nach dem Ursache-Wirkung-Prinzip, denn wer immer in Annies Haut steckte, würde vermutlich genauso handeln – ungeachtet eines zu rettenden Menschenlebens.

Alina Impe

Kid Thing Regie/Drehbuch: David Zellner, Darsteller: Susann Tyrrell, David Zellner, Sydney Aguirre, Nathan Zellner, Kinostart: 22. August 2013, DVD-Release: 28.3.2014

Weiterlesen: Filmkritik zu „Kumiko, the Treasure Hunter“ von David Zellner

1 2