Korean Cinema Today: „Han Gong-Ju“ von Lee Su-jin


"Han Gong-Ju" von Lee Su-jin eröffnet Korean Cinema Today im HKW. Foto: FIFF

„Han Gong-Ju“ von Lee Su-jin eröffnet Korean Cinema Today im HKW. Foto: FIFF

Von der Gerechtigkeit

Die junge koreanische Schülerin Han Gong-Ju wird in einer neuen Stadt eingeschult. Ihre brandneue Uniform ist oft das einzige visuelle Zeichen, das uns über die Gegenwart der Handlung Gewissheit verschafft, denn während des Films werden ausschnittsweise die Vergangenheit und die schreckliche Tat eingespielt, die ihre Umschulung erst nötig machten.

Das Drama gibt seinen Zuschauern über die Justiz beziehungsweise Lynchjustiz zu denken. Zu ihrem Schutz in eine andere Stadt transferiert, wird die Protagonistin immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt. Sie entwickelt eine Phobie gegen die in der koreanischen Gesellschaft omnipräsenten Handykameras. Als sie allein im Musiksaal ein Stück rezitiert, filmen sie Schulkameradinnen unbemerkt. Die gut gemeinte Geste ihrer Freundinnen – und deren mädchenhafte Träume von Ruhm und Erfolg – treiben sie zur Weißglut. Zu tief ist die Wunde unter der Narbe, zu nah die Schandtat, die ihr Leben zur Hölle machte.

In der neuen Stadt ist Han Gong-Ju bei der Mutter ihres ehemaligen Lehrers, Herrn Lee, untergekommen. Beide Frauen werden Opfer von Lynchjustiz. Lees Mutter muss ihre Liaison mit dem verheirateten Polizeikommandanten teuer bezahlen: Auf offener Straße wird sie von dessen Frau und einem Trupp anderer Frauen geschlagen und verleumdet. Auch Gong-Ju wird inmitten des Unterrichts von verzweifelten Eltern angegriffen und vor ihren Freundinnen blamiert.

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