„La Herida“ von Fernando Franco


"La Herida" feierte beim Spanischen Filmfest seine Berlin-Premiere.

„La Herida“ feierte beim Spanischen Filmfest seine Berlin-Premiere.

Leben mit der Krankheit und sich

Fernando Francos „La Herida“ konfrontiert den Zuschauer sofort und direkt mit dem inneren Konflikt der Hauptakteurin Ana (Maria Alvarez).
Mittagspause, eine Nachricht, Angst, Schweiß, steigernde Atemnot, Panik, sie rennt. Nur die Toilette bleibt als letzter Zufluchtsort.
Die Geschichte einer 28-jährigen, gespielt im spanischen San Sebastián und gelebt in vielen Menschen auf der ganzen Welt.

In einer Tiefphase beginnend, erzählt das Drama von Anas täglichem Leben. Arbeitend in einem Routinejob fühlt sie sich zufrieden und nützlich. Einsatz und Liebe, die sie ihren Patienten entgegen bringt, bekommt sie zurück und erfüllen sie.

Ihre außerberuflichen, engen Beziehungen bleiben dagegen auf der Strecke. Ihr Freund Alex kommt mit ihren Stimmungsschwankungen und unkontrollierten Emotionen nicht klar, er distanziert sich von ihr und ignoriert ihre Anrufe fortan. Anas Mutter, mit der sie zusammen lebt, kann ihre Liebe selbst kaum äußern. Allein Blicke und das tägliche Klopfen an der verschlossenen Zimmertür der Tochter, mit der Nachfrage, ob sie schon was gegessen habe, verraten eine versteckte Fürsorge und Liebe.

Der einzige und stützende Zuhörer, mit dem sie sich identifiziert, ist ein Chatfreund. Jemand den sie noch nie gesehen hat, mit dem sie jedoch Tag für Tag schreibt und dem sie sich anvertraut. Für den Zuschauer ist er die einzige und direkte Verbindung, der Zugang zu ihren Gedanken und zwiespältigen Emotionen. So gut wie nirgendwo sonst in diesem Film, äußert Ana ihre Gefühle mit Worten.

Nur in diesen Szenen, in diesen Chatverläufen, wird ihre Enttäuschung und Wut gegenüber ihrer Mutter erst deutlich. Die gleichzeitige Angst und Freude, auf die Hochzeit ihres Vaters zu gehen, wird fassbar. Und die Zerrissenheit in ihr selbst, nimmt Gestallt an. Nichts desto trotz sind es aber vor allem die Interaktionen, Reaktionen, Blicke und Bilder ihrerseits und der Menschen um sie herum, wovon das Drama leibt und lebt.

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