„Langes Echo“ von Veronika Glasunowa und Lukasz Lakomy


"Langes Echo" feierte seine Premiere beim Filmfest Hamburg. (c) Antipode Sales

„Langes Echo“ feierte seine Premiere beim Filmfest Hamburg. (c) Antipode Sales

Hier ist die Ukraine

Auf dem Ortsschild heißt es „Dobropillja – Hier ist die Ukraine“, ganz so als sei dieser Fakt unumstößlich. Dabei wundert man sich in der Stadt selbst, dass das Schild überhaupt noch steht und nicht längst demoliert wurde. Schließlich liegt Dobropillja nur 70 Kilometer entfernt von der umkämpften Grenze zu den von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebieten.

Für die 30.000 EinwohnerInnen der Bergbaustadt hatte der Krieg bisher nur in Erzählungen stattgefunden. Dobropillja liegt im Peripheren, bekannt ist es höchstens für die kürzeste Strecke eines Oberleitungsbusses, mit der die Stadt es einst in das Guiness Buch der Rekorde schaffte. Jetzt rückt der Krieg allmählich näher an die Menschen heran, beeinflusst den Alltag und das Miteinander. Wie ein Mantra sagen die AnwohnerInnen immer wieder, dass sie keine Gewalt wollen, keinen neuen Krieg. Besonders nicht mit Russland.

Im städtischen Kunstkurs basteln die Kinder Knetskulpturen für den Frieden. Ein paar Straßen weiter meditieren Rentnergruppen und bitten ihre spirituelle Führerin Shri Mataji, die Begründerin des Sahaja Yoga, um Beistand. Besonders die russische Minderheit in der Ukraine will sich nicht vorstellen, dass ihre eigenen Landsleute sich gegen sie richten sollen. „Wie können meine eigenen Verwandten auf mich schießen?“, fragt eine ältere Dame und blickt erwartungsvoll in die Kamera.

1 2